KBV-Befragung

Wartezeiten auf Termine sind kaum noch ein Problem

Der sich abzeichnende Ärztemangel schlägt auf die Stimmung der Patienten durch. Das ist ein Ergebnis der KBV-Versichertenbefragung. Außerdem zeigt sich: Die meisten Patienten müssen nicht oder nicht lange auf einen Arzttermin warten.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die meisten Patienten erhalten zügig einen Termin. Das ist ein Ergebnis der KBV-Versichertenbefragung.

Die meisten Patienten erhalten zügig einen Termin. Das ist ein Ergebnis der KBV-Versichertenbefragung.

© Robert Kneschke - stock.adobe.com

Berlin. Wartezeiten auf einen Arzttermin sind aktuell das geringste Problem der gesetzlich Versicherten. Gleichzeitig schlägt der sich abzeichnende Ärztemangel auf die Stimmung der Patienten durch.

Das geht aus der jährlichen Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Gefragt haben die Demoskopen nach den Erfahrungen in den zwölf Monaten vor dem Erhebungszeitraum vom 16. bis 25. März 2020.

Vier von fünf Teilnehmern an der von der Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim ausgeführten Befragung gaben an, es habe ihnen nicht zu lange gedauert, bis sie einen Termin bekommen hätten. Knapp die Hälfte (49 Prozent) sagte, sie hätten überhaupt nicht warten müssen, „wenn es ganz allgemein um einen Termin ging“.

Zwölf Prozent mussten mehr als drei Tage warten, 37 Prozent länger als drei Tage. 2008 hatte dieser Wert schon einmal bei 31 Prozent gelegen.

Die Hälfte musste nicht warten

Die Ergebnisse der Befragung legen nahe, dass sich die Wartezeiten von gesetzlich und privat Versicherten angleichen. Mit 31 Prozent (plus 2 Prozent) liegt der Anteil der gesetzlich Versicherten, die ganz ohne Wartezeit mit einem Termin bedacht wurden, in diesem Jahr sogar höher als der der privat Versicherten (30 Prozent).

Von den befragten 2036 Menschen zwischen 18 und 79 Jahren waren 80 Prozent und damit sechs Prozent weniger als in den vergangenen Jahren im abgefragten Zeitraum beim Arzt gewesen. „Die Praxen haben aber nicht zugemacht“, sagt KBV-Chef Dr. Andreas Gassen dazu.

Geschlossen gewesen sei zu Corona-Hochzeiten nur ein kleiner Prozentsatz, der weit unter fünf Prozent liegen dürfte. 91 Prozent bezeichnen ihr Vertrauensverhältnis zu Ärzten als gut bis sehr gut.

Als größte Herausforderung für das Gesundheitssystem sehen die Befragten den Ärztemangel (14 Prozent) und den Mangel an Personal beziehungsweise Pflegekräften (12 Prozent). Ebenfalls vorne liegen die Herausforderungen durch Infektionskrankheiten (12 Prozent).

116 117 noch nicht durchgesetzt

Die Telefonnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117 ist noch nicht durchgesetzt. 55 Prozent der Befragten gaben an, sie nicht zu kennen. Von denen, die die Frage mit Ja beantworteten, kannten nur gut zwei Drittel die „Elfen-Nummer“.

Lediglich 24 Prozent haben die Nummer im vergangenen Jahr gewählt. Der Trend ihres Bekanntheitsgrades zeigt allerdings nach oben. 68 Prozent berichten von guten bis sehr guten Erfahrungen damit.

35 Prozent würden sich bei Notfällen nachts oder an Wochenenden an ein Krankenhaus wenden, 30 Prozent an den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Im vergangenen Jahr nannten noch 42 Prozent das Krankenhaus als erste Anlaufstelle, 26 Prozent den Bereitschaftsdienst. Tatsächlich in einer Notaufnahme waren 21 Prozent, davon wiederum 45 Prozent werktags.

Gefragt hat die KBV auch nach dem allgemeinen Impfstatus. 67 Prozent und damit vier Prozent weniger als 2019 sehen sich dabei auf dem aktuellen Stand. 43 Prozent nannten einen umfassenden Impfschutz als am sinnvollsten, 48 Prozent plädierten für die notwendigsten Impfungen, sieben Prozent wollten sich möglichst nicht impfen lassen.

Apps schwach genutzt

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens steckt noch in den Kinderschuhen. 66 Prozent der Befragten haben keine Gesundheits-Apps auf dem Smartphone, 18 Prozent haben solche Apps, 16 Prozent haben kein Smartphone.

Die Überwachung von Krankheiten (12 Prozent) und die Arztsuche (10 Prozent) spielen bei der Nutzung von Apps sogar eine im Vergleich zu den Vorjahren leicht abnehmende Rolle. 31 Prozent suchen in Apps nach Informationen zu Gesundheitsthemen, drei Prozent weniger als im Vorjahr.

Nach Auskunft der Befragten könnten Empfehlungen hier Orientierung schaffen, vor allem dann, wenn sie vom behandelnden Arzt (58 Prozent) oder von der Krankenkasse (21 Prozent) ausgesprochen würden.

Immerhin geht die Hälfte der Befragten davon aus, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen für sie als Patienten Vorteile bringt. 39 Prozent befürchten allerdings eine Verschlechterung des Arzt-Patienten-Verhältnisses.

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