Patientenschutz
Westerfellhaus kündigt klare Corona-Regeln in Pflegeheimen an
Einheitliche Regeln für Pflegeheime sollen neue und unkoordinierte Besuchsverbote verhindern. Patientenschützer bezeichnen klare Vorgaben als überfällig.
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So sah es beim Lockdown im April in vielen Pflegeheimen aus: Anweisung für ein Kontaktverbot. Das soll sich so nicht wiederholen, sagt der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus.
© Frank Molter/dpa
Berlin. Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung will den Pflegeheimen demnächst einheitliche Corona-Regeln an die Hand geben. „In wenigen Wochen, deutlich vor Weihnachten, werden wir (...) eine Handreichung vorlegen, um dem Flickenteppich mehr Einheitlichkeit und Nachvollziehbarkeit zu geben“, sagte Andreas Westerfellhaus der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Der ARD hatte er zudem gesagt: „Da sollen die Schnelltests auch mit eingebunden werden.“ In der Zeitung erläuterte er: „Der Rahmen wird von wissenschaftlichen Grundlagen untermauert sein und den Einrichtungen, die ihn anwenden, Sicherheit geben. Wir arbeiten mit Hochdruck, denn die Zeit drängt.“
Furcht vor neuen Besuchsverboten
Grund für seine Initiative ist die Angst Hunderttausender Pflegebedürftiger vor neuen Besuchsverboten in Heimen. „Diese Isolation, wie wir sie im Frühjahr hatten, darf es nicht noch einmal geben! Wir dürfen die Pflegebedürftigen nicht in die Verzweiflung treiben, das wäre fürchterlich, auch für ihre Angehörigen“, sagte er in der ARD.
Der Pflegeschutzbund Biva beobachtet bereits erste entsprechende Schritte von Heimen. „Uns erreichen bereits jetzt Nachrichten unserer Mitglieder, dass einzelne Einrichtungen wieder zugemacht haben, etwa in Hessen oder Bayern“, sagte der Vorstandsvorsitzende Manfred Stegger der „Welt“. Auch Chemnitz wurde in der Zeitung erwähnt. „Viele Einrichtungen erlassen aus ihrer Angst heraus unverhältnismäßige Besuchs- und Ausgangsregeln, die in ihrem Bundesland gar nicht vorgesehen sind“, erklärte Stegger.
Einheitliche Regeln sind überfällig
Unterdessen hat die Deutsche Stiftung Patientenschutz einheitliche Corona-Regeln für Pflegeheime als überfällig kritisiert. Stiftungsvorstand Eugen Brysch sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Lage der 900 .000 Pflegebedürftigen in den Heimen ist bedrückend. Sie sind die verletzlichste Gruppe in der Corona-Krise. Gleichzeitig sind sie aber auch die leiseste. (...) Und weil das so ist, müssen die Pflegebedürftigen schon seit über einem halben Jahr darauf warten, dass endlich Leitlinien entwickelt werden, die sie schützen und die Isolation verhindern.“
Brysch argumentierte, ein sicherer Infektionsgrundschutz, regelmäßige Tests sowie eine lückenlose Kontaktdokumentation seien „simple, doch hoch effiziente Mittel, um Infektionen möglichst zu verhindern. Kommt es zu Ausbrüchen, braucht es eine kommunale Taskforce, die die Pflege-Teams zusätzlich unterstützt“. (dpa)