Kommentar zur Personalbemessung
Wirklich ein guter Tag für die Pflege?
Eine recycelte PPR 2.0 soll die Personaluntergrenzen in Kliniken ablösen. Doch das Alternativmodell hat einen Haken.
Veröffentlicht:Harald Weinberg spricht von einem „guten Tag für die Pflege im Krankenhaus“. Endlich liege ein „vernünftiger Vorschlag“ für eine bedarfsgerechte Personalbemessung auf dem Tisch. Der Linkenpolitiker meint damit das am Dienstag vorgestellte Alternativmodell von Krankenhausgesellschaft, Pflegerat und Verdi. Die Pflegepersonalregelung 2.0 soll die Personaluntergrenzen ablösen. Die Kliniklobby wettert seit Monaten gegen die „Excel-Tabellen aus Berlin“, die hochbürokratisch seien und sich überdies nur an Untergrenzen statt an „Obergrenzen für gute Pflege“ orientierten.
Das eigentliche Ziel ist freilich ein anderes: Die Krankenhäuser wollen sich die Hoheit über die Personalplanung zurückholen. Ob das feilgebotene alternative Bemessungsinstrument, das im Detail wohl nur eingefleischte Pflegekenner zu verstehen vermögen, am Ende auch dem Patienten dient, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Ohne mehr qualifiziertes Personal funktioniert auch dieser Weg nicht. Von bis zu 80 000 zusätzlichen Pflegekräften spricht Sylvia Bühler vom Verdi-Bundesvorstand. Woher die kommen sollen, steht in den Sternen. Von einem guten Tag für die Pflege zu sprechen, ist daher etwas verfrüht.
Schreiben Sie dem Autor: thomas.hommel @springer.com