Nordrhein-Westfalen
Zahlreiche Quarantäne-Maßnahmen nach ersten Corona-Fällen
Infizierte Eheleute hatten in der Zeit, als sie noch nichts von ihrer Infektion wussten, Kontakt zu sehr vielen Menschen. Der betroffene Kreis hat einen Krisenstab eingesetzt.
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Gesundheitsminister Karl-Josef-Laumann (rechts) und Stephan Pusch, Landrat des Kreises Heinsberg, auf einer Pressekonferenz zu den ersten bestätigten Corona-Fällen in Nordrhein-Westfalen.
© Federico Gambarini/dpa
Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen gibt es zwei bestätigte Fälle von Patienten, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Es handelt sich um ein Ehepaar aus dem Kreis Heinsberg. „Wir versuchen im Moment dafür zu sorgen, dass die Infektionsketten soweit es geht unterbrochen werden“, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) vor Journalisten in Düsseldorf. „Ob und das gelingt oder nicht, werden die nächsten Tage zeigen.“
Die wesentliche Maßnahme besteht darin, alle Personen unter häusliche Quarantäne zu stellen, die mit den beiden Patienten persönlichen Kontakt hatten. Das gilt auch für das Personal in Kliniken und Arztpraxen. Die Eheleute, die jetzt in der Universitätsklinik Düsseldorf versorgt werden, waren zunächst zur Behandlung im Krankenhaus Erkelenz. Das medizinische Personal, das mit ihnen Kontakt hatte, ist in Quarantäne. Zwei Arztpraxen sind geschlossen.
Pflegerin zeigt Symptome
Der 47-jährige Ehemann war zuvor wegen einer anderen Erkrankung in der Uniklinik Köln. Auch dort sind Kontaktpersonen unter Personal und Patienten informiert worden und in Quarantäne. Eine Pflegerin zeigt offenbar Symptome, die Testung läuft noch.
Die Eheleute hatten in der Zeit, als sie noch nichts von ihrer Infektion wussten, Kontakt zu sehr vielen Menschen. Ihre eigenen beiden Kinder zeigen bislang keine Symptome, die Ergebnisse der Testung sollen bald vorliegen. Alle sonstigen Kontaktpersonen, die bekannt sind, werden informiert. Das Landesgesundheitsministerium steht auch mit den niederländischen Gesundheitsbehörden im Austausch, denn das Ehepaar hatte einen Kurzurlaub im Nachbarland gemacht.
Kitas und Schulen geschlossen
Die 46-jährige Ehefrau arbeitet in einem Kindergarten. Die dort betreuten Kinder und ihre Eltern sind jetzt ebenfalls in Quarantäne. Bis einschließlich Montag sind alle Kindergärten und Schulen im Kreis Heinsberg geschlossen. Entscheidend für das Vorgehen seien die Empfehlungen des Robert Koch Instituts (RKI), betonte Laumann. Zwei Experten des RKI werden nach NRW kommen und sein Ministerium sowie den Kreis Heinsberg beraten.
„Wir müssen sehr aufpassen, dass keine Panik entsteht“, sagte er. Das gelinge vor allem durch vernünftige Information. Die wichtigste Botschaft sei: „Vor Infektionen kann man sich am besten durch das alte Mittel Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen schützen.“
Weitere Erkrankungszahlen entscheidend
Das RKI passe seine Empfehlungen regelmäßig der aktuellen Lage an. Daran werde sich NRW orientieren. „Es geht im Moment um zwei lokal begrenzte Verdachtsfälle und nicht um mehr, aber leider auch nicht um weniger“, sagte der Minister. „Es ist wichtig, dass sich unser Handeln an evidenzbasierten medizinischen Erkenntnissen orientiert.“
Der Kreis Heinsberg hat einen Krisenstab eingerichtet. Rund 100 Personen seien zurzeit mit dem Thema beschäftigt, berichtete Landrat Stephan Pusch. „Wir haben es mit einer dynamischen Lage zu tun, im Krisenstab laufen ständig Informationen zusammen.“ Die weiteren Maßnahmen neben der Quarantäne und der Schließung von Kindergärten und Schulen werden von der weiteren Entwicklung der Erkrankungszahlen abhängen, sagte Pusch. Entscheidend ist für ihn die Selbstvorsorge der Menschen. „Wenn wir irgendwann sehr viele Infizierte haben, müssen wir die Strategie überdenken“, sagte Pusch.
Ehemann ist beatmungspflichtig
Die Gesundheitsinfrastruktur in NRW sei für den Umgang mit einer solchen Erkrankung gut gerüstet, betonte Minister Laumann. „Wir werden in der Lage sein, mit unseren Gesundheitsstrukturen unseren Einwohnern einen möglichst guten Schutz gewähren zu können.“
Der erkrankte Ehemann hat eine schwere Lungenentzündung und ist beatmungspflichtig, sagte Professor Dieter Häussinger, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Universitätsklinik Düsseldorf. Sein Zustand habe sich seit der Einlieferung in die Uniklinik nicht verschlechtert. Die Ehefrau sei weniger schwer erkrankt.
Panik sei angesichts des Coronavirus nicht angebracht, sagte Häussinger. „Das Krankheitsbild kann schwere Verläufe verursachen, ist aber nicht vergleichbar mit anderen schweren Erkrankungen.“ Häussinger wies darauf hin, dass infizierte Patienten nicht unbedingt in Unikliniken versorgt werden müssen.