Preisdebatte bei DiGA
AOK-Bundesverband: „Preis und Nutzen der DiGA stehen in keinem vernünftigen Verhältnis“
Die Preise der DiGA sorgen seit Tag 1 der Zulassung für öffentliche Diskussionen.Laut Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung sei die Angst vor Milliardenkosten aber noch unbegründet.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Seit Listung der ersten DiGA reißt die Debatte um die Preisgestaltung der Hersteller nicht ab. Nach Einschätzung der Krankenkassen stehen die Kosten für DiGA nicht im Verhältnis zu analogen GKV-Leistungen – insbesondere wenn der medizinische Nutzen noch nicht ausreichend dargelegt wurde.
Als Beispiel führt der AOK-Bundesverband eine Adipositas-App an: Für die Kasse ergäben sich bei empfohlener Nutzungsdauer von einem Jahr Gesamtkosten in Höhe von fast 2000 Euro je Versichertem. In der Studie zum Nutzen der App aber könnten auch Studien mit geringer Qualität oder ungeeigneter Vergleichsgruppe herangezogen werden. So würde etwa nicht mit anderen Abnehm-Apps verglichen, sondern mit gar keiner Intervention. „Aus unserer Sicht stehen hier Preis und Nutzen in keinem vernünftigen Verhältnis“, so der AOK-Bundesverband.
Der GKV-Spitzenverband betont immer wieder, DiGA müssten nicht nur gegen Nichtanwendung getestet werden, sondern auch im Vergleich zu bestehenden Versorgungsangeboten einen mindestens gleich hohen Nutzen haben. Der Hersteller selbst betont: „Wir liegen, was Ergebnisse und Kosten angeht, auf einem Level mit bestehenden analogen Adipositas-Programmen.“ Eine DiGA, die zu einer nachhaltigen Gewichtsabnahme führt, könne außerdem langfristig enorme Kosten einsparen.
Kassen gegen Hersteller
Das Beispiel zeigt: Die Fronten zwischen Kassen und Herstellern sind verhärtet. Der GKV-Spitzenverband drängt auf ein Höchstpreis-Modell, das von Tag eins der Erstattung gilt. Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV) mahnt in einem Papier von August, die öffentliche Diskussion über Preise sei „immer stark simplifiziert“.
Nach Hochrechnungen des SVDGV könnten die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2021 mit Kosten von etwa 15 Millionen Euro für verordnete DiGA rechnen. Das entspricht laut SVDGV etwa 0,005 Prozent der gesamten Versorgungskosten. „So sind wir weit entfernt von den Milliardenausgaben, mit denen seit Monaten Stimmung gemacht wird“, heißt es in dem Papier.
Eine DiGA kostet im Mittel rund 405 Euro. Die Preisspanne liegt zwischen 119 Euro und 734,75 Euro.
DiGA-Hersteller mementor mahnt: „Wir sollten nicht vergessen, dass DiGA Medizinprodukte mit sehr hohen Zulassungsanforderungen sind und auf die Hersteller damit ganz andere Kosten zukommen als in anderen Bereichen der Entwicklung von digitalen Produkten. “ (mu)