Rechenzentrum

Apotheker in Nordrhein einigen sich mit Ersatzkassen nach AvP-Insolvenz

Nach der AvP-Insolvenz fordern die Apotheker in Nordrhein unter anderem Staatshilfen. Sie befürchten beschleunigtes Apothekensterben. Die Kassen sagen Unterstützung zu.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Nach der AvP-Insolvenz befürchten die Apotheker in Nordrhein ein größeres Apothekensterben – und fordern Staatshilfen, um dagegen vorzugehen.

Nach der AvP-Insolvenz befürchten die Apotheker in Nordrhein ein größeres Apothekensterben – und fordern Staatshilfen, um dagegen vorzugehen.

© mcbrugg / Getty Images / iStock

Düsseldorf. Die Apothekerkammer Nordrhein und der Apothekerverband Nordrhein sehen angesichts der Insolvenz des Apothekenrechenzentrums AvP den Staat in der Pflicht. Sie fordern im Bedarfsfall Staatshilfe für betroffene Apotheker und für die Zukunft Staatsgarantien.

Die beiden Organisationen begrüßen, dass die staatliche Förderbank KfW den von der Insolvenz betroffenen Apothekern Sofortkredite gewähren will. Das sei als kurzfristige Liquiditätshilfe wichtig, so der Vorsitzende des Apothekerverbands Thomas Preise. Entscheidend sei aber, „dass die Apotheker die ausstehenden Gelder tatsächlich bekommen.“

Im Geschäft mit GKV-Versicherten gehen Apotheker in Vorleistung. Nach Einreichung eines Rezepts erhalten sie am 8. des Folgemonats 80 Prozent des Forderungsvolumens als Abschlagszahlung von den Apothekenrechenzentren, die restlichen 20 Prozent folgen später. Preis: „Wir stunden das Geld, deshalb brauchen wir eine Sicherheit, dass wir es am Ende auch bekommen.“

Jede zweite Apotheke in NRW betroffen

Mitte September hatte AvP Insolvenzantrag gestellt. Rund 3500 Apotheken hatten das Zahlungsgeschäft mit den Kassen über den Düsseldorfer Dienstleister abgewickelt. Preis geht davon aus, dass jede zweite Apotheke in NRW von der Pleite betroffen ist. „Der durchschnittliche Schaden liegt bei 175 .000 Euro, es gibt aber auch Apotheker, denen wesentlich größere Beträge fehlen.“ Zehn Prozent dieser Kollegen könnten in eine schwierige Situation kommen. „Bei fünf Prozent unserer Mitglieder ist damit eine Schließung der Apotheke nicht auszuschließen“; bundesweit gehe man von drei Prozent aus.

Sollte am Ende des Insolvenzverfahrens zu wenig Geld da sein, um die Lücken bei den Apotheken zu schließen, fordern Apothekerverband und die -kammer in Nordrhein Staatshilfe. Grundsätzlich müssten die Apotheken künftig vor Zahlungsschwierigkeiten von Rechenzentren durch eine staatlich gesicherte Zahlungsgarantie geschützt werden, finden sie.

Auf Druck der Apothekerschaft hat sich die Politik bereits mit dem Thema AvP beschäftigt. „Man will die Abrechnung sicherer machen, und das muss auch sein“, so Preis.

Kassen sind kulant

Er lobt, dass viele Krankenkassen die Apotheken unterstützen. So hatte die AOK Rheinland/Hamburg im September angekündigt, dass sie die Beanstandung von Apothekenrechnungen erst einmal zurückstellt. Vor allem aber hatte sich die Kasse mit dem Apothekerverband darauf verständigt, den neuen Rechenzentren, zu denen die Apotheken im September nach der AvP-Pleite gewechselt sind, eine Abschlagzahlung in Höhe der August-Umsätze zu zahlen. Das versetzt die Rechenzentren wiederum in die Lage, den Apotheken Abschläge zu zahlen.

Ein ähnliches Vorgehen hat die TK beschlossen. Die Ersatzkassen Barmer, DAK, Kaufmännische, Handelskrankenkasse und Hanseatische haben eine entsprechende Vereinbarung mit dem Deutschen Apothekerverband getroffen.

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