Hygieneskandal

Arzt erstattet Anzeige gegen Uniklinik

Der Hygieneskandal an der Mannheimer Uniklinik geht in eine neue Runde. Nun zieht ein Allgemeinarzt gegen die Klinik vor Gericht.

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MANNHEIM. Im Zusammenhang mit den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen Hygieneverstößen am Mannheimer Uni-Klinikum wurde nun Anzeige in zwei Fällen wegen Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung erstattet.

Der Heidelberger Allgemeinarzt Dr. Matthias Schiffer, der sich auf Sportmedizin spezialisiert hat, hatte im September 2013 zwei junge Leistungssportler zur Kreuzbandaugmentations-Op an das Mannheimer Klinikum überwiesen.

Die Operationen seien technisch auch hervorragend gelaufen, so Schiffer zur "Ärzte Zeitung". Einige Tage nach den Eingriffen kam es dann jedoch zu schweren Infektionen mit Staphylokokkus aureus.

Bei einem Patienten habe dies lange Klinikaufenthalte, mehrere Folge-Operationen und Antibiotikabehandlungen nach sich gezogen. Schließlich habe das Kreuzband explantiert werden müssen.

Nach den beiden Vorfällen habe das Klinikum eine Untersuchung auf Keime im OP eingeleitet, später aber mitgeteilt, nichts Auffälliges gefunden zu haben. Nun jedoch sei durch Presseberichte offenkundig geworden, dass Siebe mit Operationsbestecken mit Staphylokokken verkeimt gewesen seien.

Patientenakten sichergestellt

Deshalb will der Heidelberger Arzt, der auch als Rechtsanwalt tätig ist, in den Patientenakten überprüft sehen, ob damals OP-Instrumente der verunreinigten Siebe verwendet worden sein könnten. Die Staatsanwaltschaft hat im Zuge der Ermittlungen bereits Patientenakten sichergestellt.

Nach Angaben ihres Sprechers sind inzwischen weitere Eingaben von Patienten eingegangen. Vom Uniklinikum war immer wieder betont worden, dass keine Patienten zu Schaden gekommen seien.

Die Zahl der Verdachtsfälle auf haftpflichtrelevante Infektionen sei mit vier bis sechs pro Jahr stets gleich geblieben, hieß es.Schiffer hält es für "eine Unglaublichkeit", dass die Geschäftsleitung des Uniklinikums und der Aufsichtsratsratsvorsitzende der Klinikum GmbH, Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, immer wieder verlauten ließen, es seien keine Patienten zu Schaden gekommen.

Seine Patienten jedenfalls hätten nicht nur den körperlichen Schaden gehabt, sondern einer als Privatpatient auch noch hohe Rechnungen für die Nachbehandlungen infolge der Infektionen vom Mannheimer Klinikum erhalten, erbost sich Schiffer:

"Ich habe den Eindruck, dass auf die Ärzteschaft im Mannheimer Klinikum unerträglicher Druck seitens der Geschäftsleitung und des Aufsichtsrates ausgeübt wurde, um möglichst hohe Renditen zu erzielen." (bd)

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