Kommentar – Ökonomisierung
Blick aufs Positive versperrt
Manche Studien wirken wie ein umgekipptes Tintenglas. Ruckzuck ist das ganze Blatt geschwärzt, dann das daneben und am Schluss läuft die Tinte über den halben Schreibtisch. So ähnlich ist es mit der Studie über die Ökonomisierung der Krankenhausmedizin, die die beiden Professoren Heinz Naegler und Karl Heinz Wehkamp vorgelegt haben.
Wie da offenbar in manchem Krankenhaus die wirtschaftlichen Kriterien vor die medizinische gesetzt werden – da wird einem leicht tintenschwarz vor Augen. Dass die Krankenhausgesellschaft aufheulen würde, war klar. Am Tag, nachdem die Studie vorgestellt wurde, kritisierte sie vor allem die Autoren, nicht ihre Ergebnisse. Die Studie sei nicht repräsentativ. Naegler und Wehkamp hätten Aufmerksamkeit um jeden Preis gewollt, verbreitete die DKG. Da regiert der Zorn.
Dabei haben die Autoren kein Tintenglas umgestürzt. So viel ist klar. Aber die Krankenhausmedizin hat ein Problem. Die Autoren haben Klinikgeschäftsführer und -ärzte aufgesucht und sie danach gefragt, wie sie dieses Problem erleben. Die Antworten sind ernst zu nehmen.
Es gibt Häuser, in denen der Spagat zwischen Geld und Genesung gut gelingt. Statt zu schimpfen, könnte man auch an solchen Best-Practice-Beispielen anknüpfen.
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