Finanzen

Bundestagswahl könnte Weichen für den Aktienmarkt stellen

Die Bundestagswahl könnte für Turbulenzen an den Börsen sorgen. Anleger sollten sich davon nicht verunsichern lassen: Entwicklungen wie Klimaschutz oder die Digitalisierung bieten Investmentchancen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Am 26. September wird ein neuer Bundestag gewählt: Der Ausgang der Wahl wird wohl auch die Börsen beeinflussen.

Am 26. September wird ein neuer Bundestag gewählt: Der Ausgang der Wahl wird wohl auch die Börsen beeinflussen.

© lopurice / Getty Images / iStock

Neu-Isenburg. Wenn Deutschlands Bürger am 26. September zur Stimmurne gehen, entscheiden sie nicht nur über die künftige Bundesregierung. Der Ausgang der Bundestagswahl wird auch die Entwicklung an den Börsen beeinflussen, sagt Petra Ahrens, Vorstand der Kölner Maiestas Vermögensverwaltung. „Von der nach derzeitigen Umfragen zu erwartenden Koalition von Union und Grünen dürften insbesondere Aktien von Unternehmen profitieren, die im Umwelt- und Klimaschutz aktiv sind.“

Die Grünen wollen den Ausstieg aus Kohlekraftwerken bis 2030 vorantreiben. „ Dies dürfte Unternehmen mit Engagement in erneuerbaren Energien weiteres Potenzial verschaffen“, sagt Ahlers. Anders dürfte die Reaktion an der Börse ausfallen, sollte es zu einer Koalition von Grünen, SPD und Linkspartei kommen. „In diesem Fall wäre mit höheren Steuern auch für Unternehmen zu rechnen“, sagt Ahrens. „Darauf würden die Finanzmärkte heftig reagieren.“ Investoren dürften in einer ersten Reaktion einen Teil ihrer deutschen Aktien verkaufen und das Geld in Papiere von Unternehmen aus anderen Ländern anlegen. Der deutsche Leitindex Dax würde daher zunächst einbrechen.

Handelskriege mit kurzen Folgen

Allerdings haben „politische Börsen kurze Beine“. Die alte Investoren-Weisheit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder bestätigt. Zuletzt in der Regierungszeit von US-Präsident Donald Trump. Während seiner vier Jahre im Weißen Haus hat Trump regelmäßig Handelskriege gegen China und die EU vom Zaun gebrochen. Diese haben kurzfristig die Umsatz- und Gewinnentwicklung von Unternehmen in den USA, Europa und China gedämpft.

Jedes Mal, wenn Trump neue Strafzölle verhängte, sind deshalb die Aktienkurse vorübergehend stark gefallen – nur um Wochen später zu neuen Höhen aufzusteigen. Denn Investoren wissen, dass Regierungen kommen und gehen, solide Unternehmen jedoch langfristig weiter wachsen werden und ihre Aktionäre mit Dividenden versorgen. Eventuelle Kursverluste nach der Bundestagswahl sollten Anleger deshalb nicht zu Panikverkäufen verleiten, sagt Ahrens. „Sie bieten vielmehr die Gelegenheit zu einem günstigeren Einstieg in Aktien von aussichtsreichen Industriebereichen.“

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Dazu zählten Unternehmen aus allen Branchen, die vom Umwelt- und Klimaschutz profitieren. Darunter sind nicht nur Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen, sondern auch alle deutsche Automobilhersteller, die derzeit mit Macht Verbrennungsmotoren aussortieren und ihre gesamte Produktpalette auf den Elektroantrieb umstellen.

Nach einer Studie der britischen Investmentgesellschaft Schroders wollen inzwischen 77 Prozent der Privatanleger nur noch in nachhaltige Werte investieren. Allein dieses Momentum dürfte deren Börsenkurse weiter in die Höhe treiben, sagt Philipp Busler, Analyst bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen. „Ein Ende des grünen Aufschwungs ist nicht absehbar.“ Über Nachhaltigkeits-Fonds, die breit gestreut in Aktien entsprechender Unternehmen investieren, können Anleger auf diese Entwicklung setzen.

Höhenflug für Medizintechnik

„Ein weiterer großer Trend sei die Digitalisierung im Gesundheitswesen, sagt Michael Thaler, Vorstand der Münchner Top Vermögen. „Die digitale Krankenakte, die digitale Sprechstunde und die Roboterchirurgie sind drei große Zukunftsthemen.“ Dieser Ansicht ist auch Uwe Wiesner, Investmentstratege beim Berliner Vermögensverwalter Hansen & Heinrich.

„Digitale Arztbesuche durch Videogespräche bieten für Ärzte und Patienten Zeit- und Kostenvorteile und entlasten zudem die Krankenkassen finanziell.“ Deshalb werde sich diese Technologie in den kommenden Jahren schnell durchsetzen. „Unternehmen wie CompuGroup Medical, der Sicherheitsdienstleister Secunet und der Spezialsoftwarehersteller Cerner haben gute Chancen, an der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu partizipieren“, sagt Thaler.

Zudem werde die Robotertechnologie in den OP-Sälen immer mehr Verbreitung finden. „Mit Hilfe chirurgischer Roboter können Ärzte Operationen sicherer, zielgerichteter und schneller vornehmen“, sagt Thaler. Davon dürften neben dem Marktführer, dem US-Produzenten Intuitive Surgical, auch dessen Mitbewerber Medtronic und Stryker profitieren.

Zwar sind deren Aktienkurse in den vergangenen drei Jahren zum Teil um mehr als 80 Prozent gestiegen. Dennoch sei weiterhin viel Luft nach oben, sagt Thaler. „Die Bewertungen der Unternehmen an den Börsen sind verhältnismäßig moderat.“ So wird der Medizintechnikanbieter Medtronic derzeit zum rund 25-fachen des für 2021 erwarteten Jahresgewinns gehandelt – und ist damit deutlich billiger als der Software-Riese Microsoft, dessen Aktien das 32-Fache kosten.

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