Bundesgesundheitsministerium
Corona-Warn-App hat „zu jeder Zeit“ funktioniert
Die Corona-Warn-App soll auf bestimmten Smartphones wochenlang nicht funktioniert haben, berichten Medien. Das Bundesgesundheitsministerium widerspricht.
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Aufregung um die Corona-Warn-App: Manche Betriebssysteme hatten die Hintergrundaktualisierung unterbunden.
© Oliver Berg/dpa
Berlin. Die Corona-Warn-App hat nach einem „Bild“-Bericht auf Millionen Smartphones mit Android-Betriebssystem wochenlang nur schlecht oder gar nicht funktioniert.
Nutzer etwa von Samsung- oder Huawei-Handys seien im Zweifel nicht oder zu spät gewarnt worden, berichtete das Blatt am Donnerstag. Grund sei, dass sich auf Smartphones mit Android-Betriebssystem die notwendige stetige Hintergrundaktualisierung der App bislang automatisch ausstellte, solange diese nicht geöffnet war. Das sollte Akku-Strom sparen.
Problem lange bekannt
Ein Sprecher der Softwarefirma SAP, die die App mitentwickelt hatte, sagte der Zeitung: „Es gab in der Tat ein Problem mit früheren Versionen der Corona-Warn-App in Sachen Hintergrundaktualisierung auf Android-Geräten.“
Auch das Robert Koch-Institut (RKI), das die App herausgibt, sagte der Zeitung: „Der automatische Abgleich im Hintergrund wurde von einem Teil von Android-Smartphones unterbunden.“
Das Gesundheitsministerium erklärte am Abend, das Problem sei seit längerem bekannt und auch Thema in den Fragen-und-Antworten (FAQ) der App. Dort sei erklärt, wie sich die Hintergrundaktualisierung aktivieren lasse.
Zugleich betonte die Behörde, dass die App „zu jeder Zeit“ funktioniert habe. Bestimmte Android-Geräte hätten aber verhindert, dass Apps dauerhaft im Hintergrund laufen. „Das gilt nicht nur für die Corona-Warn-App, sondern für alle Apps auf diesen Smartphones.“
Die Warn-App tausche aber auch ohne diese Hintergrundaktualisierung anonyme Codes mit anderen Smartphones aus.
Fehler bereits behoben
Mit der neuen Version, die Mittwoch erschienen sei, „ist das Problem behoben“, erklärte das Ministerium. Nutzer müssten die App nach dem Update einmal kurz öffnen, in die Einstellungen gehen und die „priorisierte Hintergrundaktivität“ aktivieren.
Die App soll helfen, Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen. Außerdem kann sie dazu beitragen, dass Menschen nach einem Coronavirus-Test möglichst schnell ihr Testergebnis digital erhalten und über die App anonym mögliche Kontaktpersonen warnen können, wenn diese auch die App installiert haben.
Professor Hannes Federrath, Präsident der Gesellschaft für Informatik, sprach gegenüber der „Bild“-Zeitung von einem sehr ärgerlichen Fehler, der „gefährlich für die Gesundheit“ der Verbraucher sein könnte. Auch er sieht die Schuld bei den Smartphone-Herstellern.
Über 16 Millionen Downloads
Die Corona-Warn-App wurde nach Angaben des RKI bisher 16,2 Millionen Mal heruntergeladen (Stand: 23.07.); 660 teleTANS zur Verifzierung wurden bis dato ausgegeben. Die teleTANS sollen Fehlalarme minimieren.
Bis Muster 10c und damit der QR-Code flächendeckend vorliegen und in der Praxis-EDV implementiert sind, erfolgt der Verfizierungsprozess über eine Telefon-Hotline . (dpa/mu)
News per Messenger
Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung
Denk' ich an Corona-App in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollte vielleicht mal Radionachrichten hören, bevor er großspurig "großartige" Unwahrheiten verbreiten lässt.
Nach wie vor sind grundsätzliche Bedenken, offenkundige Fehlannahmen und Vorurteile nicht ausgeräumt.
1. Nicht alle Bundesbürger von 0-100 Jahren verfügen über ein Smartphone
2. Nicht alle installieren die auch noch untereinander konkurrierenden, speziellen Corona-Apps
3. Nicht alle installieren funktionsfähige Bluetooth-Verbindungen
4. Nicht alle geben ihre persönlichen, privaten Bewegungsprofile frei
5. Datenschutz steht nach wie vor zwischen Freiheitsrechten und Überwachungsstaat.
Und es gilt, was ÄZ/dpa hier schreiben: "Bis Muster 10c und damit der QR-Code flächendeckend vorliegen und in der Praxis-EDV implementiert sind, erfolgt der Verfizierungsprozess über eine Telefon-Hotline". Darüber können echte Smartphone-User nur "LOL" (Laugh out Loud) "WhatsAppen".
Ein papiergestütztes (!) Formular mit 2 Teilen: 1. ans Labor, 2. Hälfte für Patienten! Keinesfalls fotokopieren! Auf 1. und 2. ist ein identischer QR-Code aufgedruckt. Nur, wenn der Patient das Laborergebnis in der App freigibt, werden – falls der Test positiv ausfällt – die angeblichen Kontaktpersonen dieses Patienten darüber informiert, dass sich ihr Risikostatus verändert hat.
In der Praxis müssen zurzeit Patienten, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, die App auf ihr Handy herunterladen, bei einer Hotline anrufen (Telefon: 08 00 / 7 54 00 02), sich plausibel (?) identifizieren und erst dann die zehnstellige TAN in ihre App eingeben. Nach diesem extrem bürokratischen Manöver werden endlich die Kontaktpersonen der vergangenen zwei Wochen durch die App kontaktiert. Das machen selbst erfahrene und analogen Kummer gewohnte Smartphone-User niemals mit.
Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
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