Notfall- und Intensivmedizin

DGIIN: Sind in einem Wettrüsten mit Hackern

Cyber-Attacken auf Kliniken nehmen zu. Auch für Blackouts und Naturkatastrophen müssen Kliniken gewappnet sein. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin befasst sich daher auch mit dem Thema Krisenfestigkeit.

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„Hackerangriffe stellen eine große Bedrohung für die Patientenversorgung dar“, sagt Dr. Uwe Janssens, Generalsekretär der DGIIN. Die Gesellschaft will sich auf ihrer anstehenden Jahrestagung auch verstärkt mit der Frage befassen, wie Kliniken sich krisenfest aufstellen können.

„Hackerangriffe stellen eine große Bedrohung für die Patientenversorgung dar“, sagt Dr. Uwe Janssens, Generalsekretär der DGIIN. Die Gesellschaft will sich auf ihrer anstehenden Jahrestagung auch verstärkt mit der Frage befassen, wie Kliniken sich krisenfest aufstellen können.

© Rawpixel.com / stock.adobe.com

Berlin. Cyberangriffe, großflächiger Stromausfall durch Überschwemmungen oder Stürme oder ein Massenanfall an Verletzten durch Terror und Unfälle: Deutschlands Notfall- und Intensivmediziner machen sich Gedanken darüber, wie gut sie auf große Krisen vorbereitet sind. Krisenfestigkeit wird ein Schwerpunktthema auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) sein, die kommende Woche in Berlin stattfindet.

Die Ironie ist kaum zu überhören: Dass Deutschland bei der Digitalisierung in der Medizin nicht zu den weltweiten Spitzenreitern zählt und nach wie vor Aktenberge aus Papier und die Informationsübertragung per Fax üblich sind, habe zumindest den Vorteil, dass man etwa bei großflächigen Stromausfällen auf Papier zurückgreifen könne, heißt es in der Pressemappe zur Tagung. Doch klar ist: Ohne Strom keine Intensivmedizin.

Notstromversorgung oft nur für kurze Überbrückung

Von Monitoren bis hin zu Beatmungsgeräten ist die Intensiv- und Notfallmedizin auf eine kontinuierliche und verlässliche Stromversorgung angewiesen. Mit der jeweils krankenhauseigenen Notstromversorgung könnten Stromausfälle oft nur kurzfristig überbrückt werden, sagt Carsten Hermes, Tagungspräsident und Sprecher der Sektion Pflege der DGIIN. Er verweist auf eine Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts, nach dem nur rund jedes fünfte Krankenhaus in der Lage ist, Stromausfälle von einer Woche oder mehr zu überbrücken. Ebenfalls rund ein Fünftel der Häuser kann eine Notstromversorgung nur für wenige Stunden aufrechterhalten. Die Mehrheit der Kliniken – rund 60 Prozent – liegt dazwischen und kann sich für wenige Tage selbst versorgen. „Dabei müssen viele Häuser aber den Umfang der Patientenversorgung deutlich reduzieren oder können lediglich eine Notfallversorgung sicherstellen“, erklärt Hermes.

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Zwar wird die Gefahr eines Blackouts in Deutschland insgesamt als gering betrachtet. Sorgen machen vor allem Naturkatastrophen im Zuge des Klimawandels und Cyberattacken, deren Zahl und Aggressivität bereits seit etlichen Jahren zunimmt. „Hackerangriffe stellen eine große Bedrohung für die Patientenversorgung dar“, sagt Dr. Uwe Janssens, Generalsekretär der DGIIN und Chefarzt für Innere Medizin und Kardiologie im St.-Antonius-Hospital Eschweiler. So wie der Cyberangriff 2020 auf die Uniklinik Düsseldorf, wo eine Notfallpatientin starb, weil sie nach Wuppertal verlegt werden musste und die Behandlung eine Stunde später begann.

Konventionelle Sicherheitssysteme reichen nicht mehr

„Wir befinden uns hier in einer Art Wettrüsten mit den Hackern“, so Janssens. Konventionelle Sicherheitssysteme hielten den Attacken oft nicht mehr stand, neuere Lösungen setzten auf Künstliche Intelligenz zur Erkennung von Schadsoftware. Seit 2022 ist ein wirksamer IT-Schutz für Krankenhäuser der kritischen Infrastruktur gesetzlich vorgeschrieben. Doch dazu werden erhebliche finanzielle und personelle Mittel benötigt, die nicht allen Kliniken zur Verfügung stehen.

Ein eher klassisches Szenario ist ein Massenanfall von Verletzten oder schwer Erkrankten, etwa durch Naturkatastrophen, Zugunfälle oder Terroranschläge. Auch während der Corona-Pandemie stieg die Zahl der schwerkranken Infizierten so stark, dass es regional zu Engpässen kam. „Damals griff das Kleeblatt-Prinzip, das bereits während der ersten Infektionswelle aufgebaut wurde, um Patientenverlegungen bundesweit zu koordinieren“, erinnert Janssens. Viele Katastrophenszenarien spielten sich jedoch regional, lokal oder – wie im Fall eines Brandes – sogar im Klinikum selbst ab. Hierfür müssen Kliniken selbstständig Notfallpläne erarbeiten und regelmäßig aktualisieren.

„Entscheidend ist jedoch, dass die Mitarbeitenden dazu regelmäßig geschult werden“, sagt Janssens. „Die Kosten hierfür müssen jedoch von den Kliniken selbst getragen werden – ein enormer Aufwand, den Kliniken in Zeiten knapper Mittel und Personalmangels verständlicherweise scheuen.“ (KNA)

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