Lebensversicherungen
Das erwartet die Kunden 2015
Im neuen Jahr sinkt der Garantiezins für Lebensversicherungen auf 1,25 Prozent. Für Neukunden werden Policen so unattraktiver. Doch auch Bestandskunden müssen sich darauf einstellen, Kröten zu schlucken.
Veröffentlicht:KÖLN. Die Verzinsung von Lebensversicherungen wird im kommenden Jahr wahrscheinlich weiter zurückgehen. Nachdem der Markführer Allianz seine Überschussbeteiligung in diesem Jahr noch stabil gehalten hat, kündigte er für 2015 eine Senkung um 0,2 Prozentpunkte an.
Kunden mit klassischen Verträgen erhalten eine laufende Verzinsung von 3,4 Prozent auf den Sparanteil ihrer Beiträge, also nach Abzug der Kosten.
Die laufende Verzinsung setzt sich aus dem Garantiezins zusammen und den Überschüssen, die der Versicherer am Kapitalmarkt erwirtschaftet. Inklusive Schlussüberschuss und weiteren Gutschriften kommen die Allianz-Kunden auf eine Gesamtverzinsung von vier Prozent.
Auch bei den neuartigen Policen mit modifizierten Garantien ist die Überschussbeteiligung nicht viel höher: Hier schreibt die Allianz ihren Kunden eine laufende Verzinsung von 3,5 Prozent und eine Gesamtverzinsung von 4,3 Prozent gut - auch das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Schwierige Suche für Versicherer
Als Grund für die Senkung führt die Allianz die rückläufigen Zinsen am Kapitalmarkt an. Erhielt der Versicherer bei der Investition in eine zehnjährige Bundesanleihe zu Jahresbeginn noch 1,95 Prozent, waren es Mitte November nach seinen Angaben nur noch 0,77 Prozent.
Da es auch anderen Gesellschaften schwer fällt, sichere Anlagen zu finden, die eine hohe Rendite abwerfen, werden wohl auch andere Versicherer ihre Überschussbeteiligung senken.
Vor der Allianz hat schon die Alte Leipziger ihre Überschussbeteiligung sogar um 0,3 Prozentpunkte auf 3,05 Prozent abgesenkt. Bei der Gesamtverzinsung liegt die Gesellschaft mit 3,85 Prozent schon unter der Vier-Prozent-Marke.
Der Versicherer Zurich, der mehr auf fondsgebundene Policen denn auf klassische Versicherungen mit Garantie setzt, hat die laufende Verzinsung von drei Prozent auf nur noch 2,8 Prozent gekürzt, die Gesamtverzinsung beträgt künftig 3,5 Prozent.
"Der Trend geht in Richtung Absenkung", sagt Reiner Will, geschäftsführender Gesellschafter und Mitbegründer der Ratingagentur Assekurata. Das Unternehmen gibt einmal im Jahr eine Studie zur Überschussbeteiligung der Lebensversicherer heraus.
Auch Will sieht die Niedrigzinsen am Kapitalmarkt als einen der Gründe für die Absenkung. Sie lasse den Versicherern keine andere Wahl. "Die Versicherer müssen in der Verzinsung heruntergehen", sagt er.
Zugleich müssen die Unternehmen Milliarden für die sogenannte Zinszusatzreserve zur Seite legen. Sie soll gewährleisten, dass die Gesellschaften die hohen Garantien von bis zu vier Prozent erfüllen können, die sie Kunden in den 1990er Jahren zugesagt haben.
Auch der Aufbau dieser Reserve belastet die Überschussbeteiligung.
Will rechnet mit einer marktweiten Senkung der Überschussbeteiligung von rund 0,25 Prozentpunkten für 2015. "Das ist ein ähnlicher Wert wie in den vergangenen Jahren", sagt er.
Die laufende Verzinsung sinkt schon seit längerem. In diesem Jahr ist die Überschussbeteiligung für Rentenpolicen, der wichtigsten Form der Lebensversicherung, bereits um 0,2 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent zurückgegangen. Die Gesamtverzinsung sank von 4,67 auf 4,31 Prozent.
Hoffen auf das Reformgesetz
Damit die Überschussbeteiligung wieder steigen kann, müssten zuerst die Zinsen am Kapitalmarkt wieder anziehen. Die Allianz hofft allerdings, dass sich die Überschussbeteiligung durch die Maßnahmen des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG) zumindest stabilisieren wird.
Demnach erhalten Kunden, deren Vertrag ausläuft oder die kündigen, keine Beteiligung an den sogenannten Bewertungsreserven auf festverzinsliche Wertpapiere mehr.
Die Bewertungsreserven sind Buchgewinne. Sie entstehen, wenn der Marktpreis von Wertpapieren über dem Buchwert - meistens dem Anschaffungspreis - liegt.
Da Versicherer viele alte Anleihen mit hohen Zinssätzen in den Büchern haben, die in Niedrigzinszeiten an Wert gewinnen, sind die Bewertungsreserven derzeit besonders hoch.
Die Versicherer hatten moniert, dass sie diese Anlagen verkaufen müssten, um den Kunden die Bewertungsreserven mitzugeben. "Ab jetzt bleiben die Mittel im Bestand", erklärt Allianz-Vorstand Alf Neumann. "Das hilft die Überschussbeteiligung stabil zu halten."
Das LVRG enthält allerdings noch eine bittere Pille für Kunden: Der Garantiezins für Neuverträge soll Anfang 2015 von 1,75 auf 1,25 Prozent sinken. Das macht den Abschluss für Neukunden noch unattraktiver.
Bestandskunden betrifft diese Senkung nicht, wohl aber das schleichende Nachlassen der Überschussbeteiligung. Das sei aber kein Grund, Trübsal zu blasen, glaubt Will.
"Durch die Absenkung der Überschussbeteiligung sinkt zwar auch die Beitragsrendite", sagt er. "Aber selbst wenn sie nur noch drei Prozent beträgt, wo bekommt man denn heute noch mehr?"