Gesundheitsversorgung

Das marode Gesundheitssystem umkrempeln: Breites Aktionsbündnis strebt ein „Saarland-Modell“ an

Alle Beteiligten des neuen Aktionsbündnisses warnten bei der Vorstellung des Bündnisses vor einem Kollaps der bisher gewohnten Versorgung. Auch Patienten müssten umdenken und möglicherweise zugunsten eines besseren Ressourceneinsatzes mehr Steuerungsinstrumente akzeptieren.

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Saarbrücken. Die systemischen Probleme im Gesundheitswesen haben im Saarland zu einem bisher deutschlandweit einmaligen Schulterschluss geführt: Im „Aktionsbündnis Gesundheit“ wollen alle relevanten Akteure aus dem Versorgungsbereich einschließlich des VdK als Patientenvertretung neue Konzepte jenseits der Eigeninteressen suchen. Nur die Krankenkassen sind vorläufig außen vor.

Ärztekammer, KV und KZV, Hausärzteverband und Facharztforum, Apotheker- und Psychotherapeutenkammer, Krankenhausgesellschaft und Pflegebeauftragter sowie der Sozialverband VdK – alle Beteiligten warnten bei der Vorstellung des Bündnisses am Mittwochnachmittag vor einem Kollaps der bisher gewohnten Versorgung. Lange Wartezeiten, überfüllte Notaufnahmen, Medikamentenengpässe, Fachkräftemangel, Doppelstrukturen, Fehlanreize und überbordende Bürokratie – das seien alles letztlich nur Symptome für „eine völlig verfehlte Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte“, betonte das Bündnis.

Workflow und Perspektive müssten verändert werden

Dabei gehe es nicht allein um Finanzierungsfragen. „Auch wenn man viel Geld reinpumpen würde, rettet man damit allein nicht dieses chaotische System“, erklärte Kammer-Präsident Dr. Josef Mischo. Ähnlich die Einschätzung des VdK-Landesgeschäftsführers Peter Springborn: Zwar brauche man für den dringend notwendigen Transformationsprozess vorübergehend mehr Mittel, doch viel wichtiger sei es, den Workflow und die Perspektive zu verändern. „Welche Versorgung müssen wir zum Wohl der Patienten an welcher Stelle bieten und wie kann man das organisieren“, skizzierte Springborn den Ansatz zur Überwindung einer rein ökonomischen Sicht.

Zugleich räumte Springborn ein, dass auch Patienten umdenken und möglicherweise zugunsten eines besseren Ressourceneinsatzes mehr Steuerungsinstrumente akzeptieren müssten. „Die Leute haben ein Gespür dafür, was Qualität ist und nehmend dafür auch längere Wege in Kauf“, gab sich Springborn im Hinblick auf Politik-Ängste bei Umstrukturierungen im stationären Sektor überzeugt.

Was also tun? „Wir müssen Mut haben, im Land Visionen zu entwickeln“, betonte Mischo. Das Aktionsbündnis habe deshalb bereits mit regelmäßigen Treffen begonnen. Nun biete man der Landesregierung an, gemeinsam nach alternativen Wegen zu suchen und ein Saarland-Modell zu entwickeln. Der nächste Schritt wäre dann das Gespräch mit der Bundesebene, um dort Veränderungen zu erreichen oder Experimente auf Länderebene zu ermöglichen. Aus den Erfahrungen könne dann das Gesundheitswesen in Deutschland insgesamt lernen. (kud)

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