Nach dem ersten Semester

Die EMS bildet Ärzte "neuer Prägung" aus

An den Universitäten Oldenburg und Groningen studieren angehende Ärzte grenzübergreifend Medizin. Die Ausbildung soll auch Empathie lehren. Schon nach dem ersten Semester ist der Studiendekan begeistert.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Die Universität Oldenburg ist eine der beiden Lehrstätten der European Medical School.

Die Universität Oldenburg ist eine der beiden Lehrstätten der European Medical School.

© Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

OLDENBURG. Trotz der Organisationsprobleme ist das erste Semester der European Medical School (EMS) Oldenburg/Groningen zur Zufriedenheit der Organisatoren verlaufen.

"Ich bin begeistert", sagt Studiendekan Professor Djordje Lazovic über den Start der EMS der "Ärzte Zeitung". Das neue Modell des grenzüberschreitenden Medizinstudiums soll die Studierenden vom ersten Semester an auf ihre Arbeit mit Patienten vorbereiten.

Am 1. Oktober 2012 begannen auf deutscher Seite 40 Erstsemester das erste grenzübergreifende Medizinstudium an der Uni Groningen in Holland und der Uni Oldenburg in Niedersachsen.

Mit dem Bachelor- und Masterstudium streben die Initiatoren einen Arzt neuen Typs an, erklärt Lazovic, wenn er die ersten Schritte der angehenden Ärzte schildert. "Es geht um eine neue Prägung."

Zu Beginn standen für die 17 bis 32 Jahre alten Studierenden neben den naturwissenschaftlichen Fächern drei Praxiskurse in Anatomie und Untersuchung auf dem Stundenplan. Wie hört sich ein gesundes Herz an? Wo genau liegt der Blinddarm? Wie bewegt sich ein gesundes Gelenk?

Dabei gehe es nicht nur um die technische Korrektheit einer Untersuchung, sondern auch "um den Umgang, den die Studierenden mit dem Patienten, in diesem Fall mit dem Kommilitonen, zeigen", betont Lazovic.

In Oldenburg verstehe man Mitgefühl als Teil der ärztlichen Rolle. In diesen Kursen sollen die Studierenden außerdem "geködert" werden, für den steinigen Weg der Paukfächer.

"In den Untersuchungskursen sollen sie erfahren, dass es sich lohnt, Physik und Chemie zu pauken, um Arzt zu werden."

Anfänger hinterlassen einen guten Eindruck

Die 40 Erstsemester "müssen eine deutlich höhere Arbeitslast schultern, als ihre Kommilitonen in anderen Fakultäten", betont Lazovic. Denn zusätzlich zu den Untersuchungs- und Anatomiekursen müssen sie die naturwissenschaftlichen Fächer belegen und ein Praktikum absolvieren.

Die einwöchigen Praxispraktika dürften für die Studierenden in Hausarztpraxen in und um Oldenburg motivierend gewesen sein, meint Kerstin Gehlhar, Leiterin des Studiendekanats.

"Die Studierenden konnten zu Beginn ihrer Ausbildung die Sicht der Patienten erleben und sehen, wie Praxis und Theorie später zusammengehen."

Für die Praktikumswoche haben die Ärzte ein detailliertes Logbuch mit den Lernzielen erhalten, wie Grundlagen der Anamnese und Untersuchungen bei Beschwerden des Bewegungsapparates.

"Wie sich aber zeigte, haben wir die Woche zu üppig mit Lernzielen bestückt", so Gehlhar über die Rückmeldung der Gastpraxen. "Aber im Prinzip haben wir nur positive Rektionen erhalten."

Auch die ersten Patienten der Praktikanten schienen angetan zu sein. Auf die Frage "Wie fortgeschritten sind die jungen Mediziner?" tippten die Patienten im Schnitt auf das achte Semester, erklärt Gehlhar.

Die Anfänger scheinen in der Praxis also einen fast professionellen Eindruck hinterlassen zu haben. In einem nächsten Schritt sollen sie chronisch kranke Patienten zu Hause besuchen und befragen.

"Es geht darum, die Lebensumstände von Patienten kennenzulernen und professionelles Verhalten zu lernen", sagt Gehlhar. In Coaching-Gruppen werden die Studierenden das Erlebte reflektieren.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Ein Start nach Maß

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