Ärztenetze

Die Hürden sind hoch

Wer als Praxisnetz erfolgreich agieren will, braucht ein professionelles Netzmanagement. Für viele Praxen im Norden scheint das vor allem ein finanzielles Problem zu sein.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Der Erfolg ärztlicher Kooperation ist auch eine Frage des institutionalisierten Managements.

Der Erfolg ärztlicher Kooperation ist auch eine Frage des institutionalisierten Managements.

© Stefan Rajewski/fotolia.com

KIEL. Netze werden die ambulante Versorgung auf regionaler Ebene künftig stärker prägen, müssen sich aber professioneller aufstellen. Über den Weg dorthin sind sich die Akteure nicht einig, wie eine Veranstaltung der Ärztegenossenschaft Nord in Kiel zeigte.

Für sofortiges Handeln sprach sich etwa Netzarzt Hannes Graeser aus Neumünster aus. Der Allgemeinmediziner ist überzeugt, dass Netze gemeinsam mit anderen Akteuren in der Region Versorgungsprobleme identifizieren und Lösungsvorschläge erarbeiten sollten.

Für seinen Geschmack wird im Gesundheitswesen zu viel über die schwierigen Rahmenbedingungen lamentiert und zu wenig gehandelt.

Blaupausen helfen nicht immer

Zu der Veranstaltung unter dem Motto "Zukunft Gesundheit - Versorgung neu denken" waren neben Ärzten auch Vertreter aus Körperschaften, Krankenkassen, Kliniken und Kommunen gekommen.

Ihre Empfehlungen an die Netze: Verlässlichkeit über ein präsentes und professionelles Netzmanagement und mit den Kliniken kooperieren, um zu einer sinnvollen Aufgabenteilung zu kommen.

Deutlich wurde auch, dass die heterogene Netzwelt unterschiedliche Antworten auf die regionalen Besonderheiten finden muss - Blaupausen helfen nicht immer.

Auf dem Weg zu diesen Zielen sind die Netze im Norden wie berichtet unterschiedlich weit.

Vier Netze im Land haben sich ihr professionelles Arbeiten von der KV zwecks finanzieller Förderung schon zertifizieren lassen, weitere streben dies an bzw. haben die Zertifizierung bereits beantragt.

Das professionelle Management ist für viele der Schlüssel, um Verantwortung in der Versorgung übernehmen zu können und um als gleichberechtigter Partner im Gesundheitswesen wahrgenommen zu werden.

Das Problem für die Netze: Sie müssten in ein professionelles Netzmanagement investieren, ohne dass ihnen zugesichert wird, dass sie tatsächlich gefördert werden oder dass Zusatzverträge mit Kostenträgern unterzeichnet werden.

Der EBM beinhaltet keine Managementpauschale, aus der dieser Aufwand bezahlt werden könnte. Die Bereitschaft niedergelassener Ärzte, aus eigener Tasche in ein professionelles Netzmanagement zu investieren, ist aber gering.

In einem anderen Workshop wurden die unterschiedlichen Lebens- und Arbeitseinstellungen der Generationen beleuchtet.

Hier wurde deutlich, dass die jetzt abgebende Generation zwar Verständnis hat für die Einstellung vieler junger Ärzte, die ihr Leben nicht vollständig der ärztlichen Aufgabe unterordnen wollen.

Altärzte kritisieren Nachwuchs

Zugleich wurden aber auch die Folgen diskutiert. Es wird etwa befürchtet, dass mit dem Eintritt der jetzigen Ärztegeneration ins Rentenalter viele Gestalter verloren gehen.

Für einen älteren Arzt wirft die Einstellung der jungen Kollegen eine Frage auf: "Haben die Jüngeren noch die innere Flamme? Wer sich bei der Arbeit zeitlich so stark begrenzt, begrenzt sich auch qualitativ", befürchtet er.

Nach seiner Auffassung drohen auch Kooperationen zu scheitern, da kein Verständnis mehr für unterschiedliche Herangehensweisen bestehe.

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