Uniklinikum Mannheim

Die Stimmung ist angespannt

Das Universitätsklinikum Mannheim ist wegen Hygieneproblemen in die Schlagzeilen geraten. Nun werden aus Fakultätskreisen Vorwürfe laut, verantwortlich für die Misere sei der Kostendruck infolge gekürzter Landesmittel.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Keime im Griff zu behalten, ist für viele Kliniken eine Herausforderung.

Keime im Griff zu behalten, ist für viele Kliniken eine Herausforderung.

© Jupiterimages/BananaStock RF/Thinkstock

MANNHEIM. Das Mannheimer Universitätsklinikum kommt nicht zur Ruhe. Im Zusammenhang mit offenkundig gewordenen Hygieneverstößen in OP-Bereichen (wir berichteten) hat jetzt die Medizinische Fakultät am Klinikum das Fehlermanagement und die Struktur der Geschäftsführung scharf kritisiert. Sie sei zu stark betriebswirtschaftlich geprägt und müsse stärker medizinisch-wissenschaftlich ausgerichtet sein.

In einem Offenen Brief von acht Fakultätsmitgliedern, allen voran Dekan Professor Uwe Bicker sowie Prodekanen und Studierendenvertretern heißt es, die bekannt gewordenen Mängel seien keine Lappalien, sondern schwerwiegend, für die Fakultät rufschädigend und infolge "betriebswirtschaftlichen Kalküls" entstanden.

Mannheims OB ist erbost

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Klinikum Mannheim GmbH, Oberbürgermeister Peter Kurz, an den das Schreiben gerichtet ist, reagierte scharf: Der Brief sei ein "einmaliger Vorgang der Selbstgefährdung der Fakultät" und: "eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Führung der Fakultät erscheint damit kaum mehr möglich".

Der Ärztliche Direktor des Mannheimer Universitätsklinikums, Professor Frederik Wenz, erklärte dazu, das Schreiben sei in der gegenwärtigen Situation "nicht zielführend", denn die Mitarbeiter seien ohnehin verunsichert. Am Klinikum werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Beanstandungen des Regierungspräsidiums an der Aufbereitung von OP-Instrumenten zu beseitigen. In seiner Position als Arzt und Hochschullehrer empfinde er es als "sehr bedauerlich, dass in der aktuellen Situation jetzt eine Vermengung der internen Herausforderungen mit der Frage nach der künftigen Leitungsstruktur vorgenommen wird".

Über diese finden seit geraumer Zeit Verhandlungen zwischen der Stadt Mannheim als Klinikumsträger und dem Land Baden-Württemberg als Rechtsträger der Fakultät statt, nachdem der Wissenschaftsrat des Landes eine stärkere Verankerung der Wissenschaft in der Führungsriege des Klinikums angemahnt hatte. In Mannheim herrscht eine historisch bedingt besondere Situation: Klinikbetrieb und Patientenversorgung liegen in den Händen der Stadt, während die Fakultät, die der Uni Heidelberg angegliedert ist, dem Land untersteht.

Daraus resultierten in der Vergangenheit immer wieder Probleme bei der Kostenübernahme, was die gemeinsame Infrastruktur wie Klinikpersonal, Verwaltung, Laborleistungen und Sachkosten angeht. So monierte der Landesrechnungshof vor zwei Jahren, dass die Fakultät - also das Land - pro Jahr 4,8 Millionen Euro zu viel an die Klinikum GmbH abgeführt habe.

"Eine verdeckte Attacke"

Die Unterzeichner des Offenen Briefes sehen die in der Folgezeit 2013 um 2,4 Millionen Euro gekürzten Landesmittel an das Klinikum und das dadurch bedingte Spargebot als ursächlich für die Hygienemängel an.

Oberbürgermeister Kurz dementiert diesen Zusammenhang vehement. Die Hygiene-Probleme würden vielmehr als "Anlass und Plattform für die politische Zielsetzung" herangezogen. Kurz konstatiert "eine verdecke Attacke" seit geraumer Zeit auf die Geschäftsleitung der Universitätsmedizin.

Unterdessen appelliert der Ärztliche Direktor Professor Wenz an die Kritiker: "Wir müssen jetzt konstruktiv nach vorne schauen. Das bedeutet auch, eine einvernehmliche Lösung in Sachen Struktur nicht zu erschweren, sondern wir sollten unseren Teil dazu beitragen, sie herbeizuführen."

Die kommunalen und universitären Strukturen zusammenzuführen sei sehr komplex und in der universitären Kliniklandschaft bislang ohne Beispiel, sagte Ministeriumssprecher Jochen Schönmann zur "Ärzte Zeitung" über den Stand der Verhandlungen. Das brauche seine Zeit. Doch man sei auf einem guten Weg.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kein glücklicher Vorstoß

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