Radiologie

Die unterschätzte Angst vor der Röhre

An der Bochumer Uni sind Radiologen zu einem überraschenden Ergebnis gekommen: Patienten haben vor einer CT im Schnitt genauso viel Angst wie vor einer Operation. In den Aufklärungsgesprächen wird dies jedoch kaum berücksichtigt.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Besonders wenn es um eine Untersuchung des Kopfes oder Körperstammes geht steigt bei Patienten die Angst vor der Röhre, so das Ergebnis einer Studie der Uni Bochum. Aber auch die Enge treibt sie um.

Besonders wenn es um eine Untersuchung des Kopfes oder Körperstammes geht steigt bei Patienten die Angst vor der Röhre, so das Ergebnis einer Studie der Uni Bochum. Aber auch die Enge treibt sie um.

© jovannig / fotolia.com

KÖLN. Patienten haben genauso viel Angst vor einer Untersuchung im Computertomographen wie vor einer Magnetresonanztomographie oder einer Operation.

Das ist aber vielen Radiologen nicht bewusst, und sie gehen deshalb nicht auf die Unsicherheiten der Patienten ein.

"Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die CT und MRT verwechseln", sagt Dr. Christoph Heyer, Leitender Arzt am Institut für Kinderradiologie am Bochumer St. Josef-Hospital, einem Klinikum der Bochumer Universität.

Mit einfachen Erklärungen über die Technik und dem vorherigen Zeigen des Geräts könnten die Ärzte und ihre Mitarbeiter den Patienten einen Teil der Sorgen nehmen.

"Viele sind erleichtert, wenn sie sehen, dass es sich beim CT um eine kurze Röhre handelt", berichtet er.

Außerdem helfe der Hinweis, dass die Untersuchung nur kurz dauert und das Gerät keine Geräusche macht.

Frauen ängstlicher als Männer

Unter Leitung von Heyer haben Wissenschaftler am Institut für Diagnostische Radiologie und Nuklearmedizin des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil in Bochum von März bis November 2011 Patienten anhand eines standardisierten Fragebogens unmittelbar vor einer CT-Untersuchung befragt.

Insgesamt 852 Fragebögen konnten sie in die Auswertung einbeziehen.

Nach der Erhebung haben Patienten im Durchschnitt eine genauso große Angst vor einer CT-Untersuchung wie vor einer MRT oder einer geplanten Operation. Frauen sind dabei ängstlicher als Männer, während das Alter der Patienten keine Rolle spielt.

"Die Ergebnisse haben uns überrascht", berichtet Heyer. In der Radiologie sei das Thema "Angst vor einer CT-Untersuchung" nicht ernst genommen worden, es spiele in Aufklärungsgesprächen deshalb noch keine Rolle.

Anders als bei der Kernspintomographie gebe es zum Phänomen der Angst vor der Computertomographie bislang noch keine Untersuchungen.

Tumorpatienten fürchten Ergebnisse

In der Bochumer Studie haben sich einige besonders belastende Faktoren gezeigt: die Enge der Röhre, die Angst vor den Untersuchungsergebnissen, die Angst vor der intravenösen Gabe eines Kontrastmittels und die Röntgenstrahlung.

Gerade bei Tumorpatienten spielt die Furcht vor den Ergebnissen eine große Rolle. Bei einem Scan der Extremitäten ist die Angst in der Regel geringer, als wenn es um Kopf oder den Körperstamm geht.

Generell haben gut über die Untersuchung informierte Patienten weniger Angst, berichtet Heyer. "Deshalb ist es wichtig, die Patienten gerade vor einer Erstuntersuchung gut aufzuklären."

Das sollte möglichst zeitnah und vor Ort erfolgen, empfiehlt er. "Das ist wirksamer, als wenn es der Hausarzt im Vorfeld macht."

Es sei dabei nicht unbedingt nötig, dass der Radiologe selbst dem Patienten die Angst nimmt, indem er ihm die CT-Untersuchung und das Gerät noch einmal erläutert.

"Das kann auch der röntgentechnische Assistent sein, der die Patienten ohnehin lagert", sagt Heyer. Radiologen sollten sich aber der Möglichkeit bewusst sein, dass die Patienten zum Teil große Angst vor der CT haben.

Sie sollten ruhig fragen, ob ihr Gegenüber sich vor der Untersuchung fürchtet, rät er. "Die Frage signalisiert dem Patienten, dass er ernst genommen wird. Und das kann schon eine große Erleichterung sein."

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