Datenschutz und Katastrophenökonomie
Diese Trends werden 2020 prägen
Zukunftsforscher von A.T. Kearney haben die Trends in Wirtschaft und Gesellschaft für 2020 identifiziert. Ein wichtiges Thema: Datenschutz. Die EU könnte hier mit der DSGVO als Vorbild fungieren.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Natur- und Umweltkatastrophen lassen einen neuen Markt, die Katastrophenökonomie, entstehen. Start-ups und etablierte Unternehmen entwickeln neue Technologien, die zu mehr Investitionen und höheren Umsätzen führen, da sich auch Regierungen und internationale Organisationen zunehmend auf den Privatsektor verlassen. Dieser Trend ist einer von zehn, die die Experten des Global Business Policy Council des Beratungsunternehmens A.T. Kearney am Donnerstag für das kommende Jahr prognostizierten.
Die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), heißt es, werde weiter „eine Vorreiterrolle beim globalen Datenschutz“ einnehmen – und als Vorbild für viele nationale Datenschutzkonzepte weltweit dienen.
Die weiteren Trends im Überblick:
1. Der Konflikt der Generationen verschärft sich
Die Gräben zwischen den Generationen werden tiefer, sind sich die Experten sicher. Das zwinge Politiker dazu, Farbe zu bekennen. Die Generation Z und die Millennials forderten die Babyboomer heraus. Die von Aktivisten der Generation Z wie Greta Thunberg angeführten Klimademonstrationen würden weiterhin anhalten, ebenso Proteste gegen das Versagen der eigenen Regierung wie im Libanon und in Chile. Spannungen würden auch die US-Präsidentschaftswahl begleiten und die Abkühlung der Weltwirtschaft bereite Jung und Alt finanzielle Sorgen. Obwohl Regierungen in einigen Ländern auf diese Anliegen eingingen, führe dies nur zu wenigen neuen Gesetzen, lautet die Einschätzung.
2. Wasserkrisen beflügeln Innovation
Aufgrund des Klimawandels verschärfen sich Wasserkrisen, Überschwemmungen, Wasserknappheit und Verunreinigung des Trinkwassers. Diese Wasserkrisen inspirieren Start-ups zu technischen Innovationen, so die Prognose. Erfindungen, wie hocheffiziente Wasserhähne und tragbare Wasserqualitätsscanner, sollen die Wasserknappheit und Verunreinigungen bekämpfen. Dazu kämen Kampagnen zum Wassersparen, wie beispielsweise die „Water Day Zero Initiative“ in Kapstadt, die die Bürger auffordern, den Wassermissbrauch zu reduzieren. Kapstadt ist in diesem Jahr nur knapp dem Wasserausfall entgangen.
3. Klimawandel als Herausforderung für die Stadtentwicklung
Der Klimawandel stellt, so die Trendaussage, auch die Stadtentwicklung vor enorme Herausforderungen, dazu kämen Wohnungsnot, Ernährungsunsicherheit, schlechte Verkehrssysteme und Umweltverschmutzung. Im Jahr 2020 würden viele Städte ihre Anstrengungen zur Bewältigung dieser Infrastruktur- und Klimaherausforderungen verstärken. Auf der Agenda stünden Investitionen in sozialen Wohnungsbau, vertikale Landwirtschaft und innovative Verkehrslösungen. Städte wie Austin, Lissabon, Athen und 30 weitere setzten dabei auf Fahrradverleihsysteme, Beschränkungen für Einwegplastik und den Einsatz von Elektrobussen.
4. Der weltweite Halal-Markt steigt auf 2,5 Billionen Dollar
2020 machten Muslime 25 Prozent der Weltbevölkerung aus, so die Prognose. Das führe zu einem erhöhten Konsum von Halal-Produkten. Davon profitierten Lebensmittel-, Reise-, Mode-, Medien-, Pharma- und Kosmetik-Branche. 2020 sei der globale Halal-Markt erstmals 2,5 Billionen US-Dollar schwer, da multinationale Unternehmen verstärkt auf Halal-Produkte setzten. So werde das Angebot an Halal-Mode und -Kosmetika weiter zunehmen. Das zeige sich unter anderem auch beim zwei Millionen Dollar Investment in das Reiseunternehmen „HalalBooking“, einem Newcomer im Halal-Tourismus.
5. Der Wettlauf um 5G als neuem Mobilfunkstandard
Es herrscht ein globaler Wettbewerb beim Aufbau der ersten 5G-Netze, von denen durch die niedrige Latenzzeit unter anderem telemedizinisch gestützte Angebote profitieren sollen. Dabei laufe alles auf einen Wettstreit zwischen den USA und China hinaus. Aus diesem Wettbewerb werde China 2020 als Sieger hervorgehen, da es den USA einerseits an 5G-Ausrüstern fehle und sich auch lokaler Widerstand aufgrund von Gesundheitsbedenken formiere, heißt es.
6. Nordostasien wird zum geopolitischen Brennpunkt
Die geopolitischen Spannungen in Nordostasien nehmen zu. China und Russland präsentieren Hyperschallwaffen, Nordkorea enthüllt eine Rakete für U-Boote und die Proteste in Hongkong gehen weiter, prognostizieren die Auguren. Auch der Konflikt zwischen China und Taiwan verschärfe sich. Der Handelsstreit zwischen Japan und Südkorea setze sich fort, was die Produktion von Halbleitern beeinträchtige und die Preise für Speicherchips steigen lasse, die an Smartphone-Käufer weitergegeben würden.
7. Die Aufwertung des US-Dollars setzt sich fort
Der US-Dollar wird im Jahr 2020 weiterhin stark bleiben und möglicherweise sogar gegenüber anderen wichtigen Währungen zulegen, schätzt der Expertenrat. Auch wenn die US-Zinsen weiter gesenkt würden, würden sie von den Zentralbanken in Asien und Europa ausgeglichen, die ebenfalls eine lockere Geldpolitik betrieben. Die weitere Aufwertung des US-Dollars werde die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte aus China und anderen Schwellenländern verbessern. Die Gefahr von Währungskriegen steige.
8. Im Weltraum wird es enger
Im Weltraum wird es langsam eng: Immer mehr private Unternehmen wie Amazon oder SpaceX drängen in den Weltraum. 2020 startet der Wettlauf zum Mars, an dem sich die USA, die EU aber auch China und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligen. Bei multilateralen Konferenzen wird, so die Trendvohersage, über Weltraumverkehr und Abfallmanagement diskutiert, aber geopolitische Spannungen könnten diesen Prozess gefährden. (maw)