Kapital-Anlage
Dividenden-Könige werden noch attraktiver
Die für 2021 geplante Finanztransaktionssteuer trifft vor allem Privatanleger, die direkt oder über Fonds in Aktien investieren. Um die Fiskalgebühr gering zu halten, lohnt es sich, langfristig in grundsolide Werte zu investieren, die Jahr für Jahr Gewinne und Ausschüttungen steigern.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Im Ringen um den Vorsitz in der SPD ist er unterlegen. Als Finanzminister kann sich Olaf Scholz hingegen freuen: Die von ihm auf den Weg gebrachte Finanztransaktionssteuer wird 2021 Realität werden.
Darauf einigte sich der 61-Jährige mit seinen Amtskollegen in Frankreich, Belgien, Griechenland, Italien, Portugal, Österreich, der Slowakei, Slowenien und Spanien.
Für Anleger ist das eine schlechte Nachricht: „Sie erfahren eine zusätzliche steuerliche Belastung durch die Hintertür“, sagt Dyrk Vieten, Geschäftsführer der Düsseldorfer Vermögensverwaltung Ficon Börsebius Invest.
Die geplante neue Fiskalabgabe ist eine Idee, die in der Finanzkrise geboren wurde. Mit einer minimalen Gebühr von 0,1 Prozent der Anlagesumme wollten damals Politiker in Europa, den USA und Kanada den Handel von Investmentbanken mit Derivaten einschränken. So sollte verhindert werden, dass Staaten noch einmal Milliardenbeträge von Steuerzahlern aufwenden müssen, um Banken zu retten.
Milliarden Dollar, jede Sekunde
Derivate sind Finanzinstrumente, mit denen Profiinvestoren auf steigende oder fallende Kurse von Aktien und ganzen Indices wie dem deutschen Leitindex Dax wetten. Investmentbanken handeln jede Sekunde solche Derivate im Wert von Milliarden von Euro, US-Dollar, britischen Pfund und japanischen Yen.
0,2 % des Preises der gehandelten Wertpapiere sollen die Banken in Zukunft direkt bei den Käufern einziehen und dem Fiskus geben.
In der Vergangenheit wurden mehrmals kurzfristige Kurseinbrüche an der Wall Street in New York, aber auch an europäischen Börsen durch solche Wetten ausgelöst. Die amerikanische Investorenlegende Warren Buffet bezeichnet Derivate deshalb als „finanzielle Massenvernichtungswaffen.“ Allerdings konnten sich die Politiker nicht gegen die Bankenlobby durchsetzen.
Die Transaktionssteuer, die Scholz mit seinen acht Amtskollegen nun auf den Weg bringt, hat daher mit der „ursprünglich guten Idee“ kaum noch etwas gemeinsam, meint Vieten. „Vollkommen über Bord geworfen wurde der Plan, genau die Finanzprodukte zu besteuern, die, wie Derivate, ein hohes Systemrisiko aufweisen.“
Stattdessen soll die Fiskalabgabe nun nur noch auf den reinen Handel mit Aktien erhoben werden. 0,2 Prozent des Preises der Wertpapiere sollen die Banken direkt bei den Käufern einziehen und ans Finanzamt überweisen.
Aktiensparer werden gemolken
„Zahlen werden die Steuer vor allem Aktiensparer“, kritisiert auch Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Fondsverbands BVI. Denn die Fiskalabgabe soll jedes Mal anfallen, wenn ein Anleger selbst oder ein von ihm genutzter Aktien- oder ein Indexfonds Wertpapiere erwirbt. Eine Milliarde Euro an zusätzlichen Steuern will Scholz so jedes Jahr in Deutschland generieren.
Vor allem über Fonds dürften Anleger zur Kasse gebeten werden, weil diese immer wieder ihr Depot umschichten. Bei aktiv gemanagten Aktienfonds geschieht dies im Versuch, die Rendite zu steigern. Passiv verwaltete Indexfonds wiederum kaufen Papiere, sobald sie frisches Kapital von Kunden erhalten.
Minimieren können Anleger die Belastung durch die neue Steuer, in dem sie langfristig in Aktien grundsolide gemanagter Unternehmen investieren. „Die Dividenden-Aristokraten unter diesen Konzernen schaffen es sogar, dass ihre Dividenden seit Jahrzehnten Jahr für Jahr steigen“, sagt Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer der Münchner Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner. Dazu zählen vor allem Unternehmen, die Güter des täglichen Bedarfs und medizinische Basisprodukte herstellen.
Kaufen und liegen lassen?
Beispiele sind Colgate-Palmolive, Johnson & Johnson, Nestlé, Procter & Gamble und Unilever. Weil deren Produkte immer benötigt werden, fallen die Börsenkurse dieser Unternehmen bei einem Crash weniger stark und erholen sich anschließend schnell wieder. Werden solche Aktien dauerhaft gehalten, fällt nur beim Ersterwerb die Steuer an.
Gegen aktiv gemanagte Fonds spricht deren häufig unterdurchschnittliche Rendite, die durch die Steuer noch weiter geschmälert werden wird. Nach einer Studie des Index-Anbieters S&P Dow Jones haben von Juni 2018 bis Juni dieses Jahres 88 Prozent der aktiv gemanagten Fonds in Europa schlechter abgeschnitten als der jeweilige Markt. „Dies liegt daran, dass die meisten Manager aktiv verwalteter Fonds mehr oder weniger doch nur den Index abbilden“, sagt Lux.
„Weil die aktiv gemanagten Fonds jedoch jährlich bis zu zwei Prozent Verwaltungsgebühren erheben, müssen sie in solchen Fällen zwangsläufig schlechter abschneiden als der breite Markt.“ Da Indexfonds hingegen passiv ihren Index nachbilden, fallen nur geringe Verwaltungsgebühren von bis zu 0,3 Prozent des Anlagebetrags an.