KBV-Chef Dr. Andreas Gassen
EBM-Reform: Es gibt bereits „geeinte Beschlüsse“
Bei den anstehenden Verhandlungen zur EBM-Reform ist einiges nun doch schon konsentiert. Allerdings gibt es noch einen wichtigen Knackpunkt: Die Honorierung der Hausbesuche, so KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.
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Weil die sprechende Medizin in dieser EBM-Runde gewinnen soll, könnten die Hausärzte nach Ansicht von KBV-Chef Gassen mit einem leichten Plus rechnen.
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Berlin. Nach mehreren Dutzend Sitzungen sollen die jahrelangen Verhandlungen zwischen den Vertragsärzten und den Krankenkassen über einen neuen Erweiterten Bewertungsmaßstab (EBM) am Mittwochmorgen (ab 9 Uhr) auf die Zielgerade gehen. Die Reform geht auf Beschlüsse aus dem Jahr 2012 und Vorgaben des Gesetzgebers zurück.
Ziel soll sein, die sprechende Medizin gegenüber den technischen Fächern aufzuwerten. Die Kröte, die die Ärzte in dieser EBM-Runde schlucken müssen: Frisches Geld wird es nicht geben. Deshalb werde an „honorartechnischen Auswirkungen nicht viel passieren“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Dr. Andreas Gassen am Dienstagabend der „Ärzte Zeitung“. Das Gute daran sei: „Es verliert auch keiner.“
„Nach der Reform ist vor der Reform“, sagte Gassen. Er gehe davon aus, dass sich der GKV-Spitzenverband einer nächsten Runde nicht verschließe. Eine punktsummenneutrale EBM-Reform werde es auf keinen Fall wieder geben. Einen entsprechenden Beschluss hatte die Vertreterversammlung der KBV am vergangenen Freitag gefasst.
Es hakt noch an den Hausbesuchen
Für die Verhandlungen am Mittwoch gebe es in Teilen bereits „geeinte Beschlüsse“, sagte Gassen. Der „eine oder andere Punkt“ könne aber im Erweiterten Bewertungsausschuss (EBA) landen. Wo es noch hake, seien ganz klar die Hausbesuche.
Die Kassen hatten im Vorfeld der Verhandlungen angekündigt, eine Aufwertung der Hausbesuche aus der Versichertenpauschale finanzieren zu wollen. „Das war ein grobes Foul“, sagte Gassen. Hier gebe es für die Vertragsärzte „null Spielraum“, falls die Kassenseite dieses Thema weiter in diese Richtung diskutieren wolle.
Die KBV geht in die Schlussrunde der Verhandlungen mit der Forderung nach einem kalkulatorischen Arztlohn von 117.060 Euro im Jahr. Das ist ein fiktiver Wert, der sich grob an den Gehältern von Oberärzten in Krankenhäusern orientiert. Der noch gültige Wert aus dem Jahr 2012 liegt bei 105.000 Euro.
Aufwertung für sprechende Medizin
Weil die sprechende Medizin in dieser EBM-Runde gewinnen soll, könnten die Hausärzte nach Ansicht von Gassen mit einem leichten Plus rechnen, die rein technischen Fächer dagegen etwas verlieren. Gemeint sind Fachgruppen wie zum Beispiel Strahlenmediziner und Radiologen. An dieser wirke sich das noch junge Terminservice- und Versorgungsgesetz aus, das den Verhandlungspartnern vorgegeben habe, Wirtschaftlichkeitsreserven zur Finanzierung von „ärztlicher Zuwendungsmedizin“ zu erschließen.