HÄVG
EBM-Reform sorgt für Zulauf bei Hausarztverträgen
Das Honorarvolumen bei der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft (HÄVG) steigt und könnte in diesem Jahr auf eine Milliarde Euro anwachsen. Der Grund: Die Unzufriedenheit der Hausärzte mit dem neuen EBM.
Veröffentlicht:KÖLN. Die Hausärztliche Vertragsgemeinschaft (HÄVG) profitiert vom neuen EBM. Viele Hausärzte sind enttäuscht von den Effekten der EBM-Reform und schreiben sich in die Hausarztverträge des Deutschen Hausärzteverbands ein. Das darüber generierte Honorarvolumen steigt - und damit auch der Ertrag der HÄVG.
In Baden-Württemberg, wo die hausarztzentrierte Versorgung (HzV) bereits fest etabliert ist, seien in diesem Jahr viele Ärzte und Versicherte hinzugekommen, berichtet der Vorstandsvorsitzende der HÄVG Eberhard Mehl im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". "Selbst in Regionen, in denen wir schlechte Schiedsverträge haben, registrieren wir gute Zuwächse."
Mehl ist optimistisch, dass 2014 Honorare in Höhe von rund einer Milliarde Euro über die HzV generiert werden, verglichen mit 778 Millionen Euro 2013.
Der wesentliche Teil des deutlichen Sprungs ist dem EBM zu verdanken. Außerdem geht eine Reihe von Verträgen nach Abschluss der Schiedsverfahren in die Umsetzung. Hinzu kommt die fortschreitende regionale Ausweitung des Modells.
Ende 2013 waren bundesweit 545 Verträge mehr oder weniger großen Umfangs in Kraft. Es beteiligten sich rund 15.000 Hausärzte und knapp 3,5 Millionen Versicherte. Momentan sind nur noch Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern weiße Flecken im HzV-Angebot des Deutschen Hausärzteverbands.
"Es bleibt unser Ziel, in der Bundesrepublik flächendeckend präsent zu sein", betont Mehl, der auch Hauptgeschäftsführer des Verbands ist.
2013 kam der weit überwiegende Teil der HzV-Honorare aus Baden-Württemberg (372 Millionen Euro) und Bayern (360 Millionen Euro). Der Hausärzteverband hat auch Verträge mit den privaten Krankenversicherern Axa und Gothaer abgeschlossen, die vom Volumen her keine große Rolle spielen.
"Wir wollen die hausarztzentrierte Versorgung für die gesamte deutsche Bevölkerung zur Verfügung stellen und arbeiten auch mit der PKV zusammen", sagt er.
Jeder Cent wird wieder investiert
Die 2004 gegründete HÄVG war zunächst eine Genossenschaft und wurde im Juli 2011 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Alle Anteile gehören dem Deutschen Hausärzteverband und seinen Landesverbänden. Die AG arbeitet nicht gewinnorientiert. "Wir investieren jeden Cent, den wir verdienen."
Für die Abwicklung und Abrechnung der HzV-Verträge erhält die HÄVG von den Hausärzten drei Prozent ihres Honorarvolumens. Anders als die Kassenärztlichen Vereinigungen muss sie darauf Steuern bezahlen. "Uns steht damit ein Anteil von rund 2,5 Prozent zur Verfügung, das entspricht der Größenordnung bei den KVen."
Angesichts der hohen Investitionskosten der HÄVG unter anderem für das Rechenzentrum sei eine Abgabe in dieser Höhe notwendig, ein Ende der Investitionen sei nicht in Sicht. "Es wird noch etwas dauern, ehe wir anfangen können, die Verwaltungspauschale zu reduzieren", kündigt Mehl an.
Grundsätzlich müsse die HÄVG bei jedem Abschluss in Vorleistung gehen, sowohl mit personellem als auch mit technischem Aufwand. Zudem dauere es, bis die Ärzte beginnen, sich einzuschreiben. "Man muss fünf Quartale rechnen, bis man anfängt, mit einem Vertrag Geld zu verdienen."
Für 2013 beziffert die HÄVG die Investitionen auf 1,3 Millionen Euro. Sie kam auf Einnahmen von 17 Millionen Euro, 24,6 Prozent mehr als 2012. Allein für das Rechenzentrum, ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Telekom-Tochter T-Systems, gab sie 4,8 Millionen Euro aus, 17,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Personalaufwand belief sich auf 4,9 Millionen Euro (plus 32,1 Prozent).
Die HÄVG beendete das Geschäftsjahr mit einem Überschuss von 13.500 Euro, nach 113.000 Euro 2012. Ein Grund für den Rückgang war neben den höheren Ausgaben das Finanzergebnis. Anders als 2012 gab es keine Ausschüttung der Wirtschaftsgesellschaft im Deutschen Hausärzteverband, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der HÄVG.
Bemerkbar machen sich auch die Zinsen für einen Kontokorrentkredit. Ihn hat die HÄVG vereinbart, um die Honorarzahlungen an die Ärzte zwischenzufinanzieren, wenn die Zahlungsmoral der Krankenkassen zu wünschen übrig lässt. Eigentlich gibt es dafür eine Liquiditätsreserve, aber sie reicht nicht immer, erläutert Mehl.
Die Hausärzte erhalten sowohl die Abschläge als auch die Quartalsendabrechnung prompt, wirbt der Vorstandschef für seine Gesellschaft. "Wir sind rund vier Wochen schneller als die schnellste KV."