Endoprothesenregister Deutschland
EPRD bietet sich als Turbo für Aufbau des Implantateregisters an
Seit zehn Jahren ist das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) am Start. Inzwischen können Ärzte daraus therapeutischen Mehrwert generieren. Das soll so bleiben, fordern die Verantwortlichen.
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Im Register erzählen Gelenkimplantate die Geschichte ihres Nutzens. Operateure können daraus wertvolle Informationen ziehen.
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Berlin. Ärzte und Krankenkassen warnen vor fruchtlosen Parallelstrukturen von Implantatregistern. Die Betreiber des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD) haben nun Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aufgefordert, das ihrer Auffassung nach erfolgreiche Register in den Aufbau eines allgemeinen Implantateregisters einzubinden.
Das vom Bundestag 2019 beschlossene Implantateregister sollte eigentlich bereits im Probebetrieb für Brustimplantate sein, liegt derzeit aber auf Eis. Nach dem aktuell geltenden Zeitplan soll es 2024 mit Brustimplantaten starten. Ein Jahr später sollen die Endoprothesen dazukommen. Für den Aufbau und den Betrieb des Registerbetriebs mit verpflichtender Meldung werden derzeit Strukturen aufgebaut.
Forderung: Lauterbach soll EPRD einbinden
Die Betreiber des EPRD registrieren mit Unverständnis darauf, dass das Ministerium auf die Erfahrungen des EPRD bislang nicht zurückgreift. „Die Politik unterschätzt den Aufwand und die dafür notwendige Expertise, ein Register für Knie- und Hüftendoprothesen sinnvoll zum Laufen zu bringen“, sagte Professor Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) in dieser Woche.
Von Seiten der Kassen und der weiteren Betreiber des EPRD kommt nun die Forderung, das Implantateregister nicht weiter hinauszuzögern. Statt den Start des gesetzlichen Implantateregisters Jahr für Jahr möglicherweise bis ins nächste Jahrzehnt aufzuschieben, könne der Gesetzgeber doch dessen geplante Aufgaben und die für Register von weiteren Medizinprodukten für eine Übergangszeit zum Beispiel von fünf Jahren auf das EPRD übertragen, wird die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands Dr. Carola Reimann in einer Pressemitteilung des EPRD zitiert.
Kladny berichtete dazu, dass Lauterbachs Vorgänger im Amt Jens Spahn (CDU) eine Beteiligung des EPRD bereits angeboten und einen diesbezüglichen Vertrag angeboten habe.
Register für die Qualitätssicherung nutzen
„Die Operationsmethoden entwickeln sich unterdessen weiter“, argumentierte die Vorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner. Der Datenschatz des EPRD müsse daher für das Implantateregister, für die Versorgungsverbesserung und die Qualitätssicherung genutzt werden.
Die Teilnahme am Register müsse in die Liste der Indikatoren aufgenommen werden, anhand derer Patienten die Qualität einer Klinik einschätzen könnten, so Elsner. Daraus könne der Gemeinsame Bundesausschuss dann Aussagen zur Strukturqualität ableiten.
Operateure nutzen das Register
Auf rund 2,2 Millionen Datensätze ist das freiwillige Endoprothesenregister Deutschland angewachsen. Dazu kommen rund 300 OP-Daten jedes Jahr, berichten die Betreiber. Informationen steuern zudem die beteiligten Krankenkassen bei. Das sind die AOKen und die Ersatzkassen beziehungsweise deren Verbände. Die „freiwillige Initiative“ sei „rekordverdächtig“ kommentierte Dr. Jürgen Malzahn die Entwicklung.
Die Daten reichten aus, um die Performance von Implantaten und ihrer einzelnen Komponenten zu bewerten, sagte der Leiter der Abteilung Stationäre Versorgung im AOK-Bundesverband. Das Register erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, kann aber auf eine 70prozentige Abdeckung der endoprothetischen Versorgung verweisen. Daten stammten aus 750 Krankenhäusern, die freiwillig am EPRD teilnähmen, berichtete Kladny diese Woche in Berlin. Insgesamt gebe es rund 1200 Kliniken in Deutschland, in denen Gelenkersatz stattfinde.
Die Operateure wollten Daten zu den von ihnen genutzten Produkten, bestätigte Professor Carsten Perka, Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie der Charité und Wissenschaftlicher Leiter des EPRD. Das Register könne ihnen Hinweise liefern, welche Produkte in welchem Alter bei welcher Körpergröße und welchem Gewicht des Patienten geeignet seien. Dazu gebe es operationsspezifische Auswertungen. „So etwas brauchen wir für die Zukunft“, sagte Perka. (af)