Indexfonds
ETFs: Der Blick über den Tellerrand kann höhere Erträge bringen
Viele deutsche Anleger nutzen börsennotierte Indexfonds nur, um in den hiesigen Leitindex Dax zu investieren. Finanzfachleute halten dies für keine gute Strategie. Was Investoren besser machen können.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Mit börsennotierten Indexfonds, sogenannten ETFs, können Anleger sehr günstig in Aktien investieren. Doch allzu häufig setzen sie dabei nur auf den Leitindex des eigenen Landes. Viele Briten legen ihr Geld nur im FTSE 100 an, viele Franzosen nur im CAC 40 und viele Deutsche nur im Dax. Allein in den acht größten Dax-ETF haben Anleger derzeit rund 14 Milliarden Euro investiert. Experten raten hingegen zum Blick über den Tellerrand. Denn die Fokussierung auf den heimatlichen Aktienmarkt mindere Ertragschancen und erhöhe die Risiken.
„Deutsche Anleger sollten nicht nur auf deutsche Unternehmen achten, sondern global denken“, sagt Burkhard Wagner, Vorstand der Partners Vermögensmanagement in München. „Um Risiken möglichst zu streuen und damit die Vermögensentwicklung zu stabilisieren, macht es Sinn, in voneinander unabhängige Märkte, Branchen und Anlageklassen zu investieren.“
Dax vom Autobau dominiert
So hängt die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland ganz wesentlich von der Automobilbranche ab. Das spiegelt sich in der Zusammensetzung des Leitindexes Dax wider. Unter den darin enthaltenen 30 größten börsennotierten Konzernen finden sich gleich sieben Unternehmen, die direkt oder indirekt im Autogeschäft tätig sind: die Fahrzeughersteller BMW, Daimler und Volkswagen, der Zulieferer und Reifenspezialist Continental, die auch für die Automobilindustrie produzierenden Chemieunternehmen BASF und Covestro sowie der gleichfalls nicht ganz unerheblich für die Branche tätige Klebstoffproduzent Henkel. „Im Dax sind manche Branchen überproportional und andere gar nicht vertreten“, sagt Wagner.
Investments in den hiesigen Leitindex böten infolgedessen „keine Garantie für eine ausgewogene Gesamtstrategie“. Im Gegenteil: Die Automobilbranche ist gerade weltweit in der Krise, weil die Hersteller ihre Produktpaletten wegen der globalen Schadstoff- und Klimaschutzauflagen von benzin- und dieselgetriebenen Fahrzeugen auf Elektromobile umstellen müssen.
Zwar hatte der Ausbruch der Corona-Pandemie in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres weltweit die Börsen auf Talfahrt geschickt. Doch fast überall erholten sich die Leitindices stärker als im von der Automobilindustrie abhängigen Deutschland. Der Dax verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten bis Mitte Februar lediglich ein Plus von 2,18 Prozent. Hingegen konnten Anleger mit dem MSCI World, der die Aktienkursentwicklung der 1600 größten Konzerne aus 23 Industrienationen widerspiegelt, in dieser Zeit eine Rendite von 15,76 Prozent einfahren. Beim 500 Einzelwerte umfassenden US-Index S&P 500 waren es 16,4 Prozent, beim japanischen Nikkei-Index sogar 27 Prozent und beim FTSE China A 50, der die 50 größten Werte Konzerne des Landes umfasst, sogar 50 Prozent. „Asien ist zum Motor der Weltwirtschaft geworden“, weiß Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Anlagegesellschaft Solvecon Invest. Anleger sollten deshalb Aktien erfolgreicher Unternehmen aus diesen Ländern mit in ihre Portfolios nehmen.
Schwankungen im Weltmarkt
Mit börsennotierten Indexfonds können Anleger zwar sehr günstig investieren. Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds, fallen bei ihnen kaum Verwaltungsgebühren an, da sie Indices computergesteuert nachbilden. Da Anteile ausschließlich an der Börse gehandelt werden, entfallen zudem die Ausgabeaufschläge. Um diese Vorteile optimal nutzen zu können, müsste das Kapital jedoch global breit gestreut werden, so Wagner. „Anleger sollten den MSCI World oder auch Schwellenländer-Indices in ein breit gestreutes Portfolio nehmen.“
Mit Investments in andere Weltregionen gehen allerdings auch Währungsschwankungen einher. „Der US-Dollar verlor im Vergleich zum Euro seit dem 1. Januar 2020 fast neun Prozent“, macht Michael Thaler, Vorstand der Top Vermögensverwaltung in München, die Dynamik deutlich. „Hingegen hat die chinesische Währung Renminbi gegenüber dem US-Dollar in diesem Zeitraum um 6,5 Prozent zugelegt.“
Langfristig orientierten Anleger können diese Schwankungen jedoch weitgehend egal sein. Denn über die Jahre hinweg betrachtet, bewegen sich die Wechselkurse der einzelnen Währungen zueinander im stetigen Auf und Ab. So kostete ein US-Dollar seit Euro-Einführung in der Spitze mal mehr als 1,18 Euro und zeitweise auch nur 0,64 Euro. Aktuell sind es 0,82 Euro – mithin ist Luft nach oben und nach unten.