Kassen und Unternehmen
Gesundheits-Apps auf dem Vormarsch
Zunehmend profilieren sich Kassen und Unternehmen mit Gesundheits-Apps. Das Freiburger E-Health Forum beleuchtete deren Erfolg.
Veröffentlicht:FREIBURG. Mehr als 120.000 Gesundheits-Apps gibt es mittlerweile schon in Deutschland. Nach aktuellen Umfragen wächst die Beliebtheit der Applikationen ständig: Jeder 5. Bundesbürger nutzt das elektronische Informationsangebot.
Beim Freiburger E-Health Forum berichtete Inga Bergen, Geschäftsführerin der Berliner Agentur Welldoo, über den Informationsmarkt, seine Perspektiven und gelungene Beispiele wie die App "Husteblume" für Pollenallergiker.
"In zehn Jahren wird die Patientenversorgung in Deutschland über Apps gesteuert werden", prophezeite Bergen.
Doch bis dahin müssten noch Brücken zwischen zwei Welten geschlagen werden: der gesetzlichen Krankenversicherung, die telemedizinische Beratung und Behandlung zwar selbst produziert, aber nur zögerlich fremdfinanziert, und der privaten Gesundheitsvorsorge und Selbstbehandlung.
Welche Voraussetzungen müssen erfolgreiche Apps erfüllen? "Bei der Entwicklung müssen die Nutzer ständig eingebunden sein", sagt Bergen, deren Agentur zum Medienkonzern Gruner und Jahr gehört.
Interaktive Spiele und leichte Anwendbarkeit sind selbstverständliche Programmbestandteile; ansprechendes Design, nutzerfreundliches Handling und empathische Ansprache gehören ebenfalls dazu. Vor allem müssten die Nutzer das Gefühl haben, dass sie nicht mit einem Gerät, sondern mit Menschen kommunizieren.
Gesundheits-Apps beschränken sich jedoch längst nicht mehr nur auf den Lifestyle/Wellness-Bereich, sondern sind bereits weit in die diagnostischen und therapeutischen Domänen vorgedrungen. Die erste kassenfinanzierte App bietet seit März 2014 eine internetbasierte Amblyopiebehandlung an und wird von einem Augenärzte-Netzwerk eingesetzt.
Ob Blutzucker-Tagebuch, Depressions-Beratung oder Ernährungs-Coaching bei Psoriasis: Pharmafirmen und Krankenkassen sehen hier eine Zukunftsbranche als medizinische Anbieter.
So können sich Allergiker mit der kostenlosen Smartphone-App "Husteblume" der Techniker Krankenkasse ihre persönliche Pollenbelastung vorhersagen lassen und es werden zusätzlich Tipps zur medikamentösen Behandlung gegeben.
Das Programm für Apple- und Android-Geräte (tinyurl.com/owf4yxz) zeigt die Pollenanzahl in der Luft an und errechnet, wie stark der eigene Körper darauf reagieren dürfte. Damit soll sichergestellt werden, dass die Medikamente rechtzeitig eingenommen werden.