Bilanz 2023
Gewinneinbruch kommt für Abbvie nicht unerwartet
Über 20 Jahre profitierte Abbvie kräftig von dem 2001 mit der BASF-Tochter Knoll erworbenen Antikörper Adalimumab. Doch nun ist auch im Heimatmarkt USA die Monopolstellung vorbei.
Veröffentlicht:Chicago. Mit beinahe 60 Prozent Gewinnrückgang musste Abbvie 2023 um ein Mehrfaches stärker Federn lassen, als zu Jahresbeginn erwartet. Dass am Ende kein Plus in den Büchern stehen würde, war allerdings klar: Denn nun hat der Rheuma-Antikörper Humira® (Adalimumab) auch in den USA keinen Patentschutz mehr. Das einst weltweit umsatzstärkste Pharmaprodukt büßte schon im ersten Jahr unter Generikabeschuss im Heimatmarkt 35 Prozent ein (auf 12,2 Milliarden Dollar). Einschließlich internationaler Verkäufe spielte Abbvies langjähriges Zugpferd immerhin noch 14,4 Milliarden Dollar (-32 Prozent) ein.
Gestiegene Kosten, Akquisitionen und Konkurrenz auch für andere große Produkte – etwa für das Blutkrebsmedikament Imbruvica® (Ibrutinib) – belasteten zusätzlich. Aus einem Nettoumsatz von insgesamt 54,3 Milliarden Dollar (50,2 Mrd. Euro, -6,5 Prozent) resultierte nach Steuern ein Überschuss von 4,9 Milliarden Dollar (-58,5 Prozent).
Konzernchef Richard Gonzalez bekräftigte zur Bilanzvorlage am Freitag seine Prognose, dass Abbvie nurmehr dieses Jahr infolge wegbrechender Humira®-Erlöse noch verlieren, 2025 aber wieder steigende Umsätze melden werde. Hinsichtlich der Gewinnentwicklung wird schon für dieses Jahr mit geringfügigem Rückgang oder sogar einem leichten Plus gerechnet (11,05 bis 11,25 Dollar je Aktie. 2023: 11,11 Dollar).
Zu den Produkten, die eine baldige Kompensation der Humira®-Ausfälle versprechen, zählen mit weiterhin hohen zweistelligen Wachstumsraten vor allem die Immuntherapeutika Risankizumab (Skyrizi®) und Upadacitinib (Rinvoq®). Der von Boehringer-Ingelheim entwickelte und an Abbvie auslizensierte Psoriasis-Antikörper Skyrizi® brachte zuletzt knapp 7,8 Milliarden Dollar (+50 Prozent), der Januskinasehemmer Rinvoq® (u. a. gegen rheumatoide Arthritis) knapp 4,0 Milliarden (+57 Prozent). (cw)