KBV-Praxisbarometer
Ärzte werden mit der Digitalisierung langsam warm
Digitale Anwendungen gewinnen bei Vertragsärzten und -psychotherapeuten an Boden. Gleichzeitig wächst die Sorge vor Sicherheitslücken. Das geht aus dem Praxisbarometer Digitalisierung der KBV hervor.
Veröffentlicht:Berlin. Unter den Vertragsärzten und -psychotherapeuten wächst die Bereitschaft, digitale Anwendungen in ihren Praxen einzusetzen. Das geht aus dem „Praxisbarometer Digitalisierung 2019“ hervor, dessen Ergebnisse die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat.
Im Vorjahr waren erst 44 Prozent der Hausärzte der Meinung, es sei sinnvoll, Patienten einen elektronischen Medikationsplan anzubieten. Im laufenden Jahr liegt dieser Wert schon bei 63 Prozent.
Ähnliche Anstiege verzeichnen auch die Akzeptanz des elektronischen Notfalldatensatzes bei Hausärzten (30/52) und der elektronischen Verordnungen bei allen Vertragsärzten (35/45).
Hälfte der Ärzte hat sich zur Digitalisierung fortgebildet
Bei den Psychotherapeuten ist die Bereitschaft, Patienten eine Onlinesprechstunde anzubieten, von 15 auf 25 Prozent gestiegen. Knapp die Hälfte der Ärzte hat bereits an Fortbildungen zur Digitalisierung teilgenommen.
Bei der elektronischen Patientenakte wollen die Ärzte das Heft in der Hand behalten und von Patienten verwalteten Inhalten der Akte eher wenig Raum geben. Tatsächlich halten 60 Prozent der Praxen noch überhaupt keine digitalen Angebote für ihre Patienten vor.
Gleichzeitig steigt bei Ärzten die Unsicherheit wegen Sicherheitslücken im EDV-System. Drei Fünftel der befragten 2099 vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Praxen nennt diesen Faktor ein „Digitalisierungshemmnis“. Auch fehlende oder nicht funktionierende Anbindung an die Praxisverwaltungssysteme steht dem digitalen Umbau der Praxen im Wege (siehe nachfolgende Grafik).
„Einen Arztbrief über das PVS-System zu versenden, ist unterirdisch“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Für jedes Dokument eine qualifizierte Signatur zu erstellen sei „umständlich und zeitaufwendig“. Gassen forderte eine Vereinfachung des Signaturerstellungssystems. Eine einzige Anmeldung am Morgen müsse für den Praxistag genügen.
„Digitale Anwendungen werden sich dann in den Praxen durchsetzen, wenn sie keinen zusätzlichen Aufwand bedeuteten“, sagte KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel. Ernstnehmen müsse man zudem die Bedenken von Ärzten und Patienten bei IT-Sicherheit und Datenschutz. Gesundheitsdaten seien für alle möglichen „Player“ interessant, hieß es bei der KBV.
Der Bundestag will am Donnerstag das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) abschließend beraten. Es sieht unter anderem eine umstrittene Regelung zur Nutzung von Patientendaten für die Versorgungsforschung vor.
Dieser Beitrag wurde aktualisiert am 07.11.2019 um 15:15 Uhr.