MEDICA
High-Tech-Lösungen für Praxis und Klinik
Von High-Tech-Lösungen für Blutgerinnsel im Gehirn über Langzeit-RR ohne Manschette bis hin zur telemedizinischen Sturzüberwachung per Spezial-Pflaster: Bei der Medica sind viele Innovationen für Praxis und Klinik zu finden.
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Das Pflegepflaster „moio“ mit eingebautem Sensor kann ein Sturzsignal senden oder Mobilität protokollieren.
© Messe Düsseldorf / Constanze Tillmann
„Digitalisierung ist nicht alles – aber ohne Digitalisierung ist alles nichts“ – wer bei der Medica auf der Suche nach innovativen Produkten für die Patientenversorgung ist, könnte leicht auf dieses abgewandelte Schopenhauer-Zitat („Gesundheit ist nicht alles ...“) kommen. Denn tatsächlich haben nicht alle Innovationen, die in Düsseldorf vorgestellt werden, mit Digitalisierung zu tun, aber ohne Roboterunterstützung, Datenfernübertragung und Smartphone-Einsatz bleibt nicht sehr viel übrig.
Einige interessante Beispiele für Klinik und Praxis
Langzeit-RR ohne Manschette
Auf dem großen Wearable Technologies-Gemeinschaftsstand in Halle 13 ist das Start-up aktiia zu finden, eine Ausgründung vom Forschungs- und Entwicklungszentrum CSEM. Das Unternehmen präsentiert zur Medica basierend auf 15 Jahren Forschung eine manschettenlose Technologie zur optischen Blutdrucküberwachung. Das Wearable bietet eine kontinuierliche und genaue Blutdruckmessung am Handgelenk und soll einen großen Fortschritt in der präzisen Langzeitüberwachung, Diagnose und Behandlung von Bluthochdruck sowie der Bekämpfung von KHK bringen (www.aktiia.com).
Neuronale Netze zur autonomen Steuerung von Kathetern
Durch schnelles Handeln lassen sich schwere Hirnschäden bei Schlaganfällen mindern. Sind große Blutgefäße im Gehirn durch Gerinnsel verstopft, entfernt der Operateur den Verschluss mithilfe eines Katheters, den er in die Leiste des Patienten einführt. Doch der komplizierte Eingriff erfordert viel Erfahrung. Fraunhofer-Forscherinnen und Forscher setzen auf Künstliche Intelligenz, um den Katheter autonom, computergesteuert, zuverlässig und schnell zum Ort des Eingriffs zu navigieren.

Wo steckt der Thrombus im Hirn? Am Simulationsmodell zeigt eine Forschergruppe bei der Medica, wie ein Katheter über KI autonom gelenkt werden kann.
© Messe Düsseldorf / Constanze Tillmann
Erste Tests im Simulationsmodell und am Prüfstand sind vielversprechend. In Halle 10 präsentiert die Forschergruppe die Funktionsweise ihrer neuen Methode an einem Gefäßphantom. Die Besonderheit der Methode des „Deep Reinforcement Learnings“ (DRL): Der Algorithmus generiert die Daten zum Trainieren des neuronalen Netzes eigenständig durch permanentes Üben am Computer-Simulationsmodell, also einer virtuellen Nachbildung eines Gefäßbaums und Katheters, mit der der reale Algorithmus interagieren kann.
Interaktives Klangkissen
Ein Hilfsmittel, das zum Beispiel bei der Betreuung von Alzheimer und Demenzpatienten eingesetzt werden kann, ist das interaktive Klangkissen von inmu touch aus Dänemark. Im Inneren des runden weichen Klangkissens verbirgt sich fortschrittliche Software mit künstlicher Intelligenz (KI), welche aktiv auf Berührungen und Bewegungen reagiert.
Egal wie sanft die Interaktion auch sein mag, es entfalte sich, so der Hersteller, eine meditative Klangwelt, die sich je nach Bewegung stetig ändert und intensiviert. Auch zur Stress- und Erregungsregulation bei Schlafstörungen sowie bei psychischen Erkrankungen lässt sich das Klangkissen einsetzen.
Virtual Reality in der Reha
37 Start-ups aus 17 Nationen stellen ihre Produkte bei Start-up-Park in Halle 13 vor, darunter auch Rehago von der Hochschule Reutlingen. Das Entwicklerteam hat sich spezialisiert auf Virtual-Reality-Anwendungen, die im Rahmen der Rehabilitation bei halbseitigen Lähmungen, Spastiken oder Neglect (Aufmerksamkeitsstörung durch Hirnläsion) als Trainingsmaßnahme eingesetzt werden können.
Im Gegensatz zu gängigen passiven Therapiemethoden wie der Spiegeltherapie bietet die von Rehago (www.rehago.eu) entwickelte Hard- und Software-Kombination mittels VR-Brille und schnurlosem Handsteuergerät nach Herstellerangaben ein aktives und spielerisch-unterhaltsames Training an.
Mobilitätskontrolle und Sturzdetektion
Das intelligente Pflegepflaster ‚moio‘, entwickelt vom deutschen Startup Moio, kann stationär und häuslich eingesetzt werden und erhöht die Lebensqualität pflegender und gepflegter Menschen durch zielgerichtete und zeitnahe Informationen. Das flache Sensormodul wird nur bei Bedarf aktiviert und bietet u. a. Funktionen wie Aufsteh- und Sturzsignal, Mobilitätsprotokoll oder Positionsbestimmung (www.moio.care).
Homecare-Roboter
Einen neuen smarten Begleiter für zu Hause zeigt Medisana in den Messehallen: Der Home-Care-Roboter ‚temi‘ soll Menschen dabei unterstützen, bis ins Alter unabhängig in den eigenen vier Wänden leben zu können. Mit smarten Services und künstlicher Intelligenz macht er nach Herstellerangaben den Alltag leichter – und erhöht dank verschiedener Gesundheitsdienste und Notfallvorrichtungen die Sicherheit (www.medisana.de).

Innovationen locken auch Politiker auf die Messe: Im Bild Landesminister Professor Andreas Pinkwart auf dem NRW-Pavillon.
© Messe Düsseldorf / Constanze Tillmann
Smarter Clip gegen Rückenschmerzen
Das Unternehmen Beurer hat zusammen mit dem Start-up-Unternehmen 8sense einen smarten Clip mit Coaching-App gegen Rückenleiden entwickelt. Der Clip wird am Hemd oder Shirt befestigt, lässt sich via Bluetooth mit der Smartphone-App verbinden und dient dem genauen Scan der Körperhaltung und Bewegung. Bei zu langer eintöniger Sitzhaltung gibt der Sensor eine sanfte Vibration ab, die den Nutzer dazu auffordert, die Sitzposition zu verändern. Auf diese Weise lässt sich Rückenschmerzen aktiv entgegenwirken. Die aufgezeichneten Daten lassen sich mithilfe der „8sense“-App abrufen und auswerten.
Robotik-Talent für Massage
Als Wettbewerb für Robotik-Talente aus aller Welt ist der KUKA Innovation Award seit 2014 eine feste Institution. Im sechsten Jahr steht erstmals die Medizinrobotik im Fokus. Ein Bewerber ist das Team „I&Bot“ aus Frankreich, die das Ziel verfolgen, eine automatische und personalisierte Rückenmassage durchzuführen.

Das Team „I&Bot“ aus Frankreich entwickelt eine automatische und personalisierte Rückenmassage.
© Messe Düsseldorf / Constanze Tillmann
Weitere Projekte: Das portugiesische Team „A.I. collaborative robot for laser treatments“ entwickelt eine roboterunterstützte Laserbehandlung für Beinvenen. Team „RoboFORCE“ aus England entwickelt eine Roboterplattform mit Magnetkapsel, die zur Früherkennung von Darmkrebs durch den Darm navigieren soll. Das Team „iRONNA“ von der Universität Zagreb in Kroatien nimmt mit einem robotischen System zur Unterstützung von Neurochirurgen in der OP-Vorbereitungsphase teil.
Und das deutsche Team „RobUST“ widmet sich der roboterassistierten Behandlung von Mikrofrakturen in der Wirbelsäule. Das Sieger-Team des mit 20.000 Euro dotierten Awards wird am Mittwoch auf dem KUKA Stand bekannt gegeben.
Yoga Board
Inspiriert von Surfboards aus Holz hat das Unternehmer-Duo Strobel & Walter ein hochwertiges Yoga Board entwickelt, das nicht nur aus nachhaltigem Material gefertigt und ästhetisch gestaltet ist, sondern auch ein anspruchsvolles Balancetraining zur Stärkung der Tiefenmuskulatur ermöglicht. Durch die Hohlraumkonstruktion wird Gewicht eingespart, so dass das Board bei einer Länge von 178 cm nur 11 kg wiegt und entsprechend leicht zu handhaben ist. Bei der Entwicklung des Boards wurde darauf geachtet, dass es nicht zu wacklig ist und doch ausreichend Instabilität bietet, die es für ein effektives Training auszubalancieren gilt.
Neue Ultraschallgeneration
Mit `HERA I10´ und `HERA W9´ stellt Samsung Health Medical Equipment seine neue Generation von Ultraschallsystemen vor. Um die Benutzerabhängigkeit in der Bildgebung im Hinblick auf die Befundung zu reduzieren und Arbeitsprozesse zu erleichtern, stellt das Unternehmen neuerdings unterstützende Diagnose-Funktionen für die Ultraschallsysteme vor. ‚BiometryAssist‘ ermöglicht etwa eine schnelle und genaue Messungen des Fetenwachstums durch halbautomatische Biometriemessungen. ‚5D Follicle‘ identifiziert und misst Ovarialfollikel für eine schnelle Beurteilung der Follikelgröße und damit des Reifegrades. ‚S-Detect‘ wiederum ist bei der Brust- und Schilddrüsen-Diagnostik dienlich und bietet eine standardisierte Analyse, Klassifikation und Berichterstellung verdächtiger Läsionen.