Central
Interaktive Hilfe für Diabetiker
Mit einem interaktiven Webangebot und speziellen Coaches will der Privatversicherer Central den Gesundheitszustand seiner Versicherten mit Diabetes verbessern. Die Datenhoheit liege bei den Patienten.
Veröffentlicht:KÖLN. Die Central Krankenversicherung will mit einem interaktiven Webportal Typ-2-Diabetiker beim Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützen.
Der private Krankenversicherer setzt auf technische Hilfsmittel und die persönliche Betreuung durch einen Coach, um die Diabetiker zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren.
Die Hoffnung: Der Gesundheitszustand und die Lebensqualität der Patienten verbessern sich, und gleichzeitig sinken die Behandlungskosten für die Central.
Offener Austausch mit Ärzten
"Wir wollen mit unserem Angebot nicht in Konkurrenz zu den behandelnden Ärzten treten", betont Markus Homann, Leiter des Gesundheitsmanagements bei der Central.
Der Versicherer mische sich nicht in die Behandlung ein, sondern setze auf den möglichst offenen Austausch mit den Ärzten.
Die meisten würden die Patienten mit Diabetes Typ 2 nach der Diagnose gut und engagiert beraten, sagt Homann. "Bei unseren Kunden stellen wir aber immer wieder fest, dass die Haltbarkeit des Wissens und die Umsetzbarkeit verbesserungsbedürftig sind."
Genau hier setzt der Versicherer an. "Wir wollen die betroffenen Versicherten zu einem krankheitsgerechten Verhalten bringen", so der Gesundheitsökonom. Kern des auf zwölf Monate angelegten Angebots "initiative.diabetes" ist ein interaktives Gesundheitsportal.
Es richtet sich vor allem an Vollversicherte, die in den zurückliegenden 18 Monaten die Diagnose Diabetes Typ 2 erhalten haben.
Wer an dem freiwilligen Programm teilnimmt, erhält in dem Portal Infos rund um den Diabetes und praktische Ratschläge. In einem geschützten Bereich können die Versicherten Daten eingeben wie die Blutzuckerwerte oder Angaben zu Ernährung und Bewegung.
Die Central stellt ihnen ein Blutzuckermessgerät und einen Schrittzähler zur Verfügung. Zur Ausstattung gehört auch ein iPhone. Wer keins hat, bekommt es gestellt.
Über die Geräte - bislang sind nur Apple-Varianten im Einsatz - können die Versicherten ihre Daten auf dem Portal in ein persönliches Tagebuch eintragen.
Die Auswertungen zeigen ihnen etwa, wie sich der Verzehr eines Stückchens Torte oder ein ausgedehnter Spaziergang auf den Blutzucker auswirkt.
Die Programm-Teilnehmer werden von speziell geschulten Coaches des Deutschen Instituts für Telemedizin und Gesundheitsförderung betreut.
Mit ihnen vereinbaren die Patienten persönliche Gesundheitsziele wie die Senkung oder Stabilisierung des HbA1c-Wertes oder eine Gewichtsreduktion.
In den ersten sechs Monaten rufen die Betreuer alle zwei bis vier Wochen an, später seltener. Sie haben Zugriff auf die Daten im Portal und können mit den Diabetikern Probleme klären und sie motivieren.
200 Diabetiker machen derzeit mit
"In der Kombination der verschiedenen Maßnahmen ist unser Programm einmalig", betont Homann stolz. Das Programm ist Mitte 2013 angelaufen, bislang haben es rund 200 Diabetiker wahrgenommen.
"Wir wünschen uns noch mehr Teilnehmer", sagt er. Abgesprungen sind bislang weniger als zehn Prozent. Die Central arbeitet mit einem kleinen Anreiz: Wenn die Diabetiker die vereinbarten Hauptziele erreichen, können sie die zur Verfügung gestellten Geräte behalten.
Von den Vollversicherten der Central erkranken jedes Jahr rund 600 neu an Diabetes Typ 2, 10.000 bis 15.000 sind schon länger erkrankt. "Das ist eine relevante Größe, die von Jahr zu Jahr wächst."
In diesem Jahr will der Versicherer das Angebot auch für die schon länger erkrankten Diabetiker öffnen, kündigt er an. Zudem wird das Portal auch technisch weiterentwickelt.
Die Central lege großen Wert auf Datenschutz und Datensicherheit, sagt Homann. Wichtig sei, dass der Kunde immer Herr über seine Daten ist. "Er weiß, wo sie liegen, wer darauf Zugriff hat und an wen er sich wenden muss, wenn sie vorzeitig gelöscht werden sollen."
Kooperationspartner bei dem Portal ist T-Systems. Auf der medizinischen Seite arbeitet der Versicherer mit dem Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrum in Düsseldorf zusammen, das auch die wissenschaftliche Evaluation übernimmt.
Dafür werden die medizinischen Daten der Programmteilnehmer mit denen von Versicherten verglichen, die an der Regelversorgung teilnehmen. Erste belastbare Evaluationsergebnisse sollen im Frühjahr vorliegen. Homann nennt schon Einzelergebnisse.
Von 100 Absolventen haben 90 ihr HbA1c-Ziel erreicht. "Das ist mehr, als wir erwartet hatten."