Kommentar zur WHO

Internationales Jahr der Gesundheits- und Pflegekräfte: Symbolpolitik ohne Strahlkraft

Die WHO hat 2021 zum Internationalen Jahr der Gesundheits- und Pflegekräfte ausgerufen. Betroffenen nützt das herzlich wenig.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Jahr 2021 zum Internationalen Jahr der Gesundheits- und Pflegekräfte (YHCW) ausgerufen. Der Zeitpunkt wirkt passend: Viel Hoffnung wird in Zeiten der aufkommenden Impfeuphorie weltweit darauf gesetzt, dass die Krankenschwestern und Pflegekräfte die reibungslose Vakzinierung der besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppe ermöglichen und sich dabei natürlich auch selbst schützen.

Kehrseite der Medaille auch in Deutschland: Die Kräfte sollen staatlich einerseits mit einer minimalen Einmalzuwendung quasi abgefunden und ruhiggestellt werden – für Medizinische Fachangestellte, die im ambulanten Sektor täglich ihre Gesundheit im Umgang mit potenziellen SARS-CoV-2-Infizierten zur Disposition stellen, hat es bisher gar nur für warme Worte der Politik ohne pekuniären Nieselregen gereicht.

Das Ansinnen der WHO in Ehren, den Gesundheits- und Pflegekräften weltweit zu mehr – auch finanzieller – Anerkennung zu verhelfen, spricht die Versorgungsrealität eine andere Sprache. Die Gesundheitsinfrastrukturen vieler Länder auch auf dem Alten Kontinent sind in fast jeder Hinsicht defizitär – und in schier unglaublichem Maße ineffizient sowie ineffektiv.

Und selbst in arrivierten Gesundheitssystemen wie dem deutschen lässt sich oft der Anschein nicht verneinen, an der einen oder anderen Stelle seien eher Flickschuster denn Profis am Werk!

Zu Recht weist die WHO darauf hin, dass beim weltweiten Abwerben von Gesundheits- und Pflegefachkräften doch bitte die Regeln ihres – freiwilligen – WHO-Verhaltenskodex zur internationalen Rekrutierung von Gesundheitspersonal beachtet werden sollten. Dieser besagt unter anderem, dass das Abwerben der Fachkräfte nicht zu einer wesentlichen Beeinträchtigung bei der Versorgung in den Quellländern der Fachkräfte führen soll. Die Realität spricht derweil eine andere Sprache, was aus Sicht der Betroffenen auch durchaus nachvollziehbar ist, wenn man nach dem Motto lebt, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist.

Ein Exempel für den Hinterkopf: In Ghana kommen auf die Gesamtbevölkerung von 28 Millionen Einwohnern nur rund 4000 Ärzte – 4000 Mediziner aus Ghana sind aber auch alleine im Großraum New York tätig. Noch Fragen?

Schreiben Sie dem Autor: matthias.wallenfels@springer.com

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