Krebs mit 37
Junger Arzt reflektiert eigenen Tod
Noch in seiner Facharztausbildung erhält Paul Kalanithi die Diagnose Krebs. Über den Weg vom Arzt zum Patienten erzählt er hochemotional in einem Buch.
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Krebs während der Medizin-Ausbildung: Ein Arzt wird vom nüchternen Wissenschaftler zum emotionalen Patienten.
© Albrecht Knaus Verlag
NEU-ISENBURG. "Die Diagnose war eindeutig: Die Lunge war von unzähligen mattschwarzen Tumoren durchzogen, die Wirbelsäule deformiert, ein Leberlappen wie ausradiert." Als Paul Kalanithi seine CT-Bilder sieht, wird der junge, aufstrebende Neurochirurg vom Arzt zum Patienten.
Über seinen tragischen Perspektivwechsel spricht er in dem Buch "Bevor ich jetzt gehe". Er hat es in den Monaten vor seinem Tod mit nur 37 Jahren verfasst.
"Bevor ich jetzt gehe" ist das Vermächtnis eines jungen Mannes für seine Tochter, aber auch das eines jungen Mediziners, der das Gesundheitssystem reflektiert. "Für viele beginnt mit der Leichensektion die Verwandlung eines sachlichen, respektvollen Studenten in einen abgestumpften, arroganten Arzt", beobachtet er.
Viele seiner Kommilitonen spezialisierten sich auf "LifestyleFächer" - mit humaneren Arbeitszeiten, besserer Bezahlung, weniger Druck. Noch bevor Kalanithi aber sein Idealbild eines Arztes werden kann, ändert die Diagnose Krebs alles.
Auch wenn er kurze Momente der Hoffnung hat, spürt er doch schnell, dass das Ende naht. "Wie meine eigenen Patienten musste ich mich mit dem Sterben auseinandersetzen und begreifen, was mein Leben lebenswert machte", erzählt er.
Trotz – oder gerade wegen – dieser todtraurigen Überlegungen lohnt die Lektüre. Die Zeilen sind literarisch, bewegend - regen aber auch zum Nachdenken über den Umgang von Arzt und Patient an.