Bürokratie auf Diät
KVWL will Formularberg abspecken
Bürokratieabbau leicht gemacht? Viele Ärzte stört die Flut der Musterformulare. Westfalen-Lippe will das ändern.
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Zeitfresser:Mustervordrucke und Kassenanfragen.
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DORTMUND. Wenn es um den Bürokratieabbau geht, sehen die niedergelassenen Ärzte den größten Handlungsbedarf bei der Vereinfachung von Mustervordrucken.
Das zeigt eine erste Analyse der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), die ihre Mitglieder um konkrete Vorschläge zur Identifizierung von Zeitfressern gebeten hat.
Zwischen Ende September und Anfang Dezember gingen mehr als 200 Vorschläge bei der KVWL ein, berichtete Vorstand Dr. Thomas Kriedel bei der Vertreterversammlung. "Es kommen immer noch weitere herein", sagte er.
Von den bisher gesichteten Verbesserungsvorschlägen zielten nach seinen Angaben 22 Prozent auf die Mustervordrucke.
Ärgerlich: umständliche Mustervordrucke
Die Vorstellungen der Ärzte sind dabei klar: Die Muster 60/61 zu Rehabilitation müssen gekürzt, vereinfacht und vereinheitlicht werden, Muster 4 zu den Krankentransporten muss benutzerfreundlich standardisiert und gekürzt werden.
Darüber hinaus sollte das Muster 12 zur häuslichen Krankenpflege auf die Behandlungspflege reduziert werden und der Konsiliarbericht (Muster 22) entfallen.
20 Prozent der Umfrageteilnehmer ist das Gutachterverfahren in der Psychotherapie ein Dorn im Auge. Es gehört nach ihrer Meinung abgeschafft oder muss zumindest durch Qualitätssicherungsmaßnahmen verschlankt werden.
Als weitere Ärgernisse nannten viele Ärzte und Psychotherapeuten die Anfragen von Krankenkassen und MDK (16 Prozent) und 13 Prozent die Dokumentation bei der Kodierung sowie bei den DMP.
Regionale Arbeitsgruppen etabliert
Mit einigen der vorgeschlagenen Maßnahmen habe sich die KVWL bereits befasst, sagte Kriedel. Sie hat gemeinsam mit der Barmer GEK regionale Arbeitsgruppen eingerichtet, die Mustervordrucke und formfreie Kassenanfragen auf ihre Praxistauglichkeit überprüfen.
Für die Muster 60 und 61 gibt es bereits einen konkreten Vorschlag, der beim Verband der Ersatzkassen und der KBV eingereicht wurde.
Er solle die Verordnung von Rehabilitationsleistungen vereinfachen und den Umfang um mindestens 50 Prozent bei gleicher Infoqualität reduzieren, so Kriedel.
Zur "Anfrage bei Fortbestehen der Arbeitsunfähigkeit" (Muster 52) hat eine Arbeitsgruppe einen einheitlichen und verkürzten Entwurf erarbeitet.
Die KVWL will das Projekt auf alle Kassen ausweiten und mit den Geschäftsführern der Kassen auf Landesebene sprechen. "Die Kassen haben offenbar ein Interesse daran, das Thema voranzutreiben", sagte er.