Studie des RWI-Leibniz-Instituts

Klinikschließungen: Längere Fahrzeiten, weniger Behandlungen

Das Aus für ein Krankenhaus verlängert laut einer Studie die Fahrzeit für die Patienten im Schnitt um zehn Minuten. Zehn Prozent der Patienten brauchen allerdings deutlich länger.

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Hier lang zum Krankenhaus. Diese Hinweisschilder werden in den kommenden Jahren seltener zu finden sein, da die Zahl der Kliniken weiter sinken wird.

Hier lang zum Krankenhaus. Diese Hinweisschilder werden in den kommenden Jahren seltener zu finden sein, da die Zahl der Kliniken weiter sinken wird.

© VRD / stock.adobe.com

Essen. Deutschland hat nach Meinung vieler Experten mit 1900 viel zu viele Krankenhäuser. Welche Auswirkung die Schließung von Kliniken haben könnte, hat das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen untersucht. Seiner am Donnerstag veröffentlichten Studie zufolge hat sich durch die Schließung von 18 Krankenhäusern zwischen 2015 und 2018 die Fahrzeit mit dem Auto zum nächsten Krankenhaus für rund 700.000 Menschen um durchschnittlich rund sieben Minuten verlängert. Zudem sank die Rate der Krankenhausaufenthalte in der betroffenen Bevölkerung.

Ein genauerer Blick zeigt: Rund drei Viertel der Betroffenen brauchten nach der Schließung weniger als zehn Minuten länger zum nächsten Krankenhaus. Für rund zehn Prozent verlängerte sich die Fahrzeit allerdings um mehr als 20 Minuten.

Zahl der Klinikaufenthalte ist gesunken

Die Schließungen verringerten zudem die Krankenhausaufenthalte in der betroffenen Bevölkerung. Bei Personen, für die sich die Fahrtzeit zum nächsten Krankenhaus verlängerte, sank die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Jahr nach der Schließung mindestens einmal in einem Krankenhaus behandelt wurden, von knapp 15 Prozent um gut 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zu nicht betroffenen Personen. Im zweiten Jahr nach der Schließung sank die Wahrscheinlichkeit um knapp 0,5 Prozentpunkte. Das entspricht einem Rückgang um gut zwei beziehungsweise drei Prozent.

Die Wissenschaftler betonen, dass die Daten keine Rückschlüsse darauf zulassen, ob die wegfallenden Krankenhausaufenthalte auch dringende Fälle betreffen. In diesem Fall könnten die Schließungen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko in der betroffenen Bevölkerung bedeuten. Sollten die wegfallenden Krankenhausaufenthalte hauptsächlich Patientinnen und Patienten mit leichten Erkrankungen betreffen, die stattdessen ambulant behandelt werden können, würde dies für eine effizientere Gesundheitsversorgung mit tendenziell besserer Versorgungsqualität sprechen.

Reduktion der Krankenhäuser wird seit Jahren propagiert

„Angesichts des Personalmangels im Gesundheitswesen und der alternden Bevölkerung ist die Zusammenlegung von Kliniken in vielen Fällen eine wichtige Maßnahme, um die Effizienz zu erhöhen und eine personelle Mindestbesetzung zu gewährleisten“, erklärte RWI-Gesundheitsökonomin Anne Mensen. Zudem könne die Schließung kleiner Kliniken zu einer besseren Behandlungsqualität führen, da die Patientinnen und Patienten von stärker spezialisiertem Personal behandelt werden könnten.

Mensen betont: „Damit auch für ältere und weniger mobile Menschen eine angemessene Versorgung gewährleistet ist, müssen Krankenhausschließungen sorgfältig geplant werden und mit Konzepten zur Ausweitung der ambulanten Versorgung einhergehen.“ (KNA)

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