Niedersachsen und Bremen
Krankenhäuser beklagen mehr Übergriffe gegen Klinikpersonal
Verbände monieren mehr und mehr Gewalt gegen Mitarbeiter in Kliniken – vor allem in der Notaufnahme. Auslöser oftmals: als zu lang empfundene Wartezeiten. Helfen soll eine Notfallreform.
Veröffentlicht:Hannover/Bremen. Die Krankenhausgesellschaften Niedersachsens und Bremens registrieren einen Anstieg von Gewalt an Mitarbeitern in Kliniken. Das geht aus Antworten auf Anfragen der Deutschen Presse-Agentur hervor. Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) fordert die Politik zum Handeln auf.
Es gebe aus Krankenhäusern Rückmeldungen, dass die Zahl der Übergriffe steige, teilte die NKG mit Sitz in Hannover mit. Die Gewalt gehe von Patienten und vielfach von Angehörigen aus. Auslöser seien häufig als zu lang empfundene Wartezeiten.
„Angriffe auf Klinikpersonal erfolgen am häufigsten in den Notaufnahmen“, teilte die NKG mit. Nach Einschätzung des Verbands suchen Menschen auch in Bagatellfällen Notaufnahmen auf. Das könne damit zusammenhängen, dass die Patienten in Arztpraxen abgewiesen worden seien, Praxen geschlossen hätten oder in ländlichen Regionen fehlten. „Dies führt im Ergebnis zu immer längeren Wartezeiten in den Notaufnahmen und zu mehr Konfliktpotenzial.“
HBKG vermutet „erhöhte Ansprüche“ von Patienten
Die Krankenhausgesellschaft der Freien Hansestadt Bremen (HBKG) äußert sich übereinstimmend mit der NKG. „Die Zahl der Besucher in den Krankenhäusern, die mit Gewalt Probleme lösen wollen, hat leider zugenommen“, heißt es aus Bremen. Das Personal erfahre verbale, physische und psychische Gewalt. Mitarbeitern böte man Gespräche zur Aufarbeitung sowie Übungen zur Deeskalation und Selbstverteidigung an. Zudem offeriere die Polizei Beratung. Sicherheitspersonal werde in einzelnen Bereichen bereitgehalten.
Hintergrund der Gewalt seien erhöhte Ansprüche der Patienten. Die Wünsche der Menschen kollidierten mit einer Unterversorgung in der Krankenhauslandschaft, teilte die HBKG mit. Die HBKG ist nicht zuversichtlich, dass sich die Situation bessern wird. Sie verweist auf eine fehlende finanzielle Absicherung der Häuser.
Die NGK fordert, dass die angespannte Situation in den Notaufnahmen entschärft wird. „Die Politik muss handeln und die Notfallversorgung grundlegend reformieren“, heißt es. Patienten sollten anders als bislang gesteuert werden. Das Personal müsse entlastet werden. Statistiken zu Gewalt in Krankenhäusern lagen der NKG und der HBKG nicht vor. (dpa)