Kommentar zur KI
Künstliche Intelligenz in der Onkologie: Wegweiser für die EU
Noch bastelt die EU an einer Verordnung zu Künstlicher Intelligenz (KI). Die Onkologie könnte Blaupause für die Leitplanken sein.
Veröffentlicht:Noch immer sucht die EU nach dem besten Weg, die Leitplanken für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) abzustecken. Sie sollen schwach sein, also nicht den Menschen dominieren und nicht per se tödlich wie zum Beispiel Killerdrohnen im Auftrag der Geheimdienste sein, die als starke KI-Lösungen gelten.
Bis zu einer EU-Verordnung zur KI wird es noch einige Zeit dauern – die Brüsseler Mühlen mahlen langsam, aber sehr gründlich. Es bleibt aber zu hoffen, dass der sensible Bereich der Medizin als Benchmark für die KI im Hinblick auf die Mensch-Maschine-Kollaboration dienen wird.
KI bietet allerlei Einsatzmöglichkeiten
Am Donnerstag haben sich in Brüssel gleich zwei Sonderausschüsse des Europäischen Parlaments – der zur Krebsbekämpfung und der zu Künstlicher Intelligenz – exemplarisch an der Onkologie abgearbeitet und dargelegt, wie das Potenzial des KI-Einsatzes in der Krebsversorgung gehoben werden könnte.
Die Onkologie ist prädestiniert, diese Frage stellvertretend für andere KI-Einsatzgebiete in der Medizin zu erörtern, bietet sie doch in Diagnostik und Therapie nicht zuletzt mit dem Ansatz der Präzisionsonkologie allerlei Einsatzmöglichkeiten, um Versorgungsdefizite zu beheben – allerdings auch Risiken.
Künstliche Intelligenz in Onkologie
Algorithmen bleiben ärztliche Assistenz
Für Bürger wie Patienten erfreulich war der Konsens der gehörten Sachverständigen – Informatiker und Fachärzte aus Klinik und Forschung –, die KI gehöre auf jeden Fall an die Leine. Sie darf weder Ärzte noch Patienten ins Schlepptau nehmen, ihr kommt die Rolle einer Assistenzkraft zu.
Das heißt, jede Diagnose oder Therapieempfehlung müssen Ärzte nochmals mit der eigenen Expertise konfrontieren – klingt der algorithmenbasierte Input plausibel oder kommen Zweifel auf?
Als Blaupause?
Letztlich wird es gerade auf Patientenseite nur zu einer hohen Akzeptanz der KI als Dritter im Bunde kommen, wenn Ärzte ihnen erläutern können, auf welcher Basis die KI ihre diagnostische oder therapeutische Entscheidung gefällt hat – und wie sie diese einschätzen.
Sind die ethischen, datenschutzrechtlichen und anderen regulatorischen Aspekte hier erst einmal richtig justiert, können sie als Blaupause für andere Bereiche dienen, für die die KI-Regeln ebenfalls noch zu schreiben sind – unter anderem in sensitiven Gebieten wie dem Autonomen Fahren.
Schreiben Sie dem Autor: matthias.wallenfels@springer.com