Regulierung

MVZ-Verband: „Bundesländer befeuern Versorgungsknappheit“

Die Länder wollen die Marktchancen Medizinischer Versorgungszentren beschneiden. Ignorieren dabei jedoch Demografie und innerärztlichen Generationswechsel, wie der Branchenverband BBMV anmerkt.

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Die MVZ-Regulierung soll Thema im Bundesrat werden: Rheinland-Pfalz, Bayern und Schleswig-Holstein wollen einen Entschließungsantrag einbringen.

Die MVZ-Regulierung soll auch im Bundesrat nochmal angesprochen werden: Rheinland-Pfalz, Bayern und Schleswig-Holstein wollen dazu jetzt einen Entschließungsantrag einbringen.

© Kay Nietfeld / dpa / picture alliance

Berlin. Der Bundesverband der Betreiber medizinischer Versorgungszentren (BBMV) kritisiert den Vorstoß der Länder zur MVZ-Regulierung.

Rheinland-Pfalz, Bayern und Schleswig-Holstein haben angekündigt, am Freitag (12. Mai) einen Entschließungsantrag im Bundesrat mit Forderungen an die Bundesregierung einbringen zu wollen, die MVZ-Landschaft stärker zu beschneiden. Unter anderem wollen die Länder die MVZ-Gründungsbefugnis für Kliniken regional beschränken sowie deren haus- und fachärztliche Versorgungsanteile limitieren.

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Damit und angesichts der demografischen Entwicklung, so die BBMV-Vorsitzende Sibylle Stauch-Eckmann am Donnerstag, „befeuern die Länder eine Versorgungsknappheit“. Stauch-Eckmann verweist auf Zahlen des Bundesarztregisters, wonach aktuell (Ende 2022) rund ein Drittel (33 Prozent) aller ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte 60 Jahre und älter sind.

Gleichzeitig zeigten Umfragen, dass Praxisinhaber die Chancen, einen Nachfolger zu finden, überwiegend pessimistisch beurteilten. Unterdessen bevorzugten immer mehr jüngere Ärztinnen und Ärzte eine Tätigkeit in Anstellung. „Wir befinden uns mitten in einem Generationswechsel.“

Eigentlicher Adressat ist das BMG

Bei einer verbandseigenen Patientenbefragung, gaben 56 Prozent der Teilnehmer an, lange auf einen Arzttermin warten zu müssen, 39 Prozent bestätigten, es befänden sich zu wenige Praxen in ihrer Nähe.

„Wir laufen sehenden Auges in eine Versorgungsknappheit und als Antwort wollen Bayern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein auch noch die Zahl der möglichen Versorgungseinrichtungen einschränken – das passt für mich nicht zusammen“, so die BBMV-Vorsitzende weiter. Zugunsten wohnortnaher Strukturen müssten stattdessen regulatorische Hürden der MVZ-Gründung eher abgebaut werden.

Mit seiner Kritik an der Länder-Initiative bringt sich der BBMV, der die Interessen von MVZ im Besitz institutioneller Investoren vertritt, zugleich – und vor allem – argumentativ in Stellung für das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ohnehin längst angekündigte MVZ-Reformvorhaben (als Teil des zum Herbst geplanten „Versorgungsgesetz II“). Dagegen dient der rechtlich unverbindliche Entschließungsantrag der Länder hauptsächlich dazu, eine Position für die Galerie zu bekräftigen.

BÄK-Präsident mahnt zur Eile

Unterdessen fordert Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt höheres gesetzgeberisches Tempo. Übereinstimmende Vorschläge zu einer MVZ-Reform lägen seit längerem „sowohl von den Bundesländern als auch von der Bundesärztekammer vor“, heißt es in einer BÄK-Mitteilung am Donnerstag Nachmittag. Man sei „sehr dafür, dass diese Regelungen bereits in das sogenannte Versorgungsgesetz I aufgenommen werden“. Dafür, dass das BMG die Reformbemühungen auf den Herbst terminiert, gebe es, so Reinhardt „keinen Grund“. (cw)

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