Gastbeitrag
Managementfrage Antibiotika
CRP-Schnelltests sind für Hausarztpraxen der Schlüssel zum verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika. Sie nehmen Ärzten auch die Angst vor Therapiefehlern.
Veröffentlicht:VIERNHEIM. Atemwegsinfekte sind meist viraler Genese. Eine antibiotische Therapie ist nur dann sinnvoll, wenn Klinik und Laborbefund für einen bakteriellen Infekt sprechen. Doch wir lassen uns im Alltag, auch durch den zeitlichen Druck, zur Verordnung einer Antibiose hinreißen, insbesondere wenn Patient oder Angehörige dies eindringlich wünschen. Nicht zuletzt führt die Angst vor Risiken bei Therapiefehlern zur "großzügigen" Verordnung von Antibiotika.
Mit der Antibiotika-Resistenzstrategie DART 2020 hat auch die Gesundheitspolitik das Thema auf die Agenda gesetzt. Die politischen Absichtserklärungen und der Appell an die medizinische und soziale Verantwortung der verordnenden Ärzte sind eine Seite der Antiresistenz-Strategie. Wie aber könnte für ambulant tätige Ärzte eine praktikable Umsetzung aussehen?
Effekte in der Primärversorgung
Eine mögliche Lösung wäre der Einsatz von Schnelltests auf C-reaktives Protein: Sind Bakterien Ursache für einen Infekt, steigt das CRP als unspezifischer Entzündungsmarker stärker an als bei viralen Erkrankungen. Damit kann die Orientierung an einem quantitativen CRP Test zeitnah in die Therapieentscheidung einfließen.
So wurden im Rahmen eines Cochrane Reviews Studien mit 3284 Probanden analysiert, die an Atemwegsinfektionen erkrankt waren und die entweder Standardversorgung oder einen zusätzlichen CRP-Test im Vorfeld der Behandlung erhielten. Die Verwendung des CRP-Wertes reduzierte signifikant den Einsatz von Antibiotika bei Atemwegsinfektionen in der Primärversorgung.
Patienteneinbindung unabdingbar
Da Testungen und Laborwerte nicht selbsterklärend sind, geht es im nächsten Schritt darum, den Patienten in das modifizierte diagnostische und therapeutische Vorgehen einzubinden. In unserer hausärztlichen Privatpraxis setzen wir standardmäßig den CRP-Test "QuickRead go" ein. Es ist ein quantitativer Test, der innerhalb von zwei Minuten aus Voll- oder Kapillarblut bei automatischer Hämatokrit-Korrektur labormedizinisch reproduzierbare Ergebnisse im Referenzbereich 5 bis 200 mg/l liefert. Da keine manuellen Arbeitsschritte nötig sind, kann der Test von den MFA problemlos in den Arbeitsablauf integriert werden.
Unsere Patienten möchten der medizinischen Sorgfalt entsprechend diagnostiziert und therapiert werden. Dabei würde sich keiner unserer Patienten für eine Antibiotikatherapie entscheiden, die nicht nur therapeutisch "nichts bringt", sondern auch noch Nebenwirkungen verursachen kann wie etwa Störungen der Darmflora, genitale Mykosen oder Überleitstörungen am Herzen – und die Resistenzbildung fördert.
Wir sprechen mit unseren Patienten über die diagnostischen Schritte und beziehen sie als Partner in die medizinischen Entscheidungen ein. Dieses Vorgehen führt schlussendlich zu mehr Patientenzufriedenheit und besserer Patientenbindung.
Es müssen aber auch die (berufs-)politischen Rahmenbedingungen durch die Aufwertung der sprechenden und erklärenden Medizin dafür sorgen, dass solche Diagnostik- und Behandlungsformen nicht nur Modelle der Nischenmedizin im Komfortbereich sind, sondern breiten Einzug in die ärztliche Versorgung finden können. Eine entsprechende Berücksichtigung in den Gebührenordnungen ist hierfür unabdingbare Voraussetzung.
Dr. Katja Linke ist Hausärztin mit Privatpraxis in Viernheim