Kommentar zum Missbrauch-Skandal
Mehr Courage gefordert
Je mehr Informationen im Missbrauch-Skandal an der Homburger Uniklinik jetzt ans Licht kommen, desto klarer wird, wie viele Akteure im Saarland schon lange von dem Verdacht wussten, dass ein Assistenzarzt über Jahre Kinder sexuell misshandelt haben soll.
Der Leiter der Homburger Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie kannte den Verdacht schon Jahre, doch auch Kollegen blieben die auffallend vielen Untersuchungen im Anal- und Genitalbereich der Kinder nicht verborgen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelte in über 30 Fällen, bei den örtlichen Jugendämtern war der verdächtigte Assistenzarzt bekannt, die Ärztekammer kannte den Fall, auch eine ehemalige Staatssekretärin. Aber warum haben alle versagt? Warum wurde nicht früher eingeschritten, nicht früher informiert?
Vielleicht weil ein so schmutziger Skandal dem Image der Klinik schadet. Vielleicht weil man als Kollege nicht den Mut hatte, die Sache an die große Glocke zu hängen. Vielleicht weil man als Politiker nicht in den Skandal hineingezogen werden wollte.
Welche Konsequenzen sind nötig? Mit einer kleinen Gesetzesänderung oder einer neuen Vorschrift ist es jedenfalls nicht getan. Nötig ist mehr Courage bei allen Beteiligten. Nicht weggucken, sondern einen Verdacht offen ansprechen, sich kümmern, die Sache klären.
Die Homburger Uniklinik hat mit ihrem neuen Kinderschutzkonzept einen wichtigen Schritt in diese Richtung getan. Alle anderen Beteiligten haben das noch vor sich.
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