Oberbayern

Nach MVZ-Aus werden fieberhaft Ärzte gesucht

Nach der Schließung eines Hausarzt-MVZ in Oberbayern kündigt dessen einstiger Betreiber eine entsprechende Einrichtung in Mittelfranken an. Kommunen und KV suchen unterdessen Nachfolger für die frei werdenden Arztsitze.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:

PETERSHAUSEN. Oberbayern wird zur Blaupause für Mittelfranken. So ist es einer Mitteilung von Dr. Friedrich Trißler aus Sugenheim zu entnehmen. Die Schließung des MVZ seiner Consensus med GmbH war zuletzt viel diskutiert worden (wir berichteten). Insbesondere deren kurzfristige Ankündigung im Dezember hatte für einigen Wirbel gesorgt. Die betroffenen drei Kommunen Hohenkammer, Peters- und Reichertshausen suchen derzeit weiterhin neue Ärzte. Die frei werdenden Arztsitze sollen in Abstimmung mit der KVB so bald wie möglich neu besetzt werden.

Auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" äußerte sich Trißler nun eingehender zum MVZ-Ende in Oberbayern. Dabei beurteilte er die vier Betriebsjahre von 2012 bis 2016 als Erfolg. Die Schließung begründete er mit einer notwendigen Ressourcen-Priorisierung. Der 68-jährige verwies insbesondere auf sein Alter. Seit langem ist er in seiner mittelfränkischen Heimatregion in eigener Praxis niedergelassen. Das aus drei Hausarztpraxen bestehende MVZ in Oberbayern leitete er ebenfalls von Mittelfranken aus.

In seiner Mitteilung konstatiert der Mediziner, auch in Mittelfranken würden mehr Landärzte benötigt. Er könne jedoch nicht zwei MVZ parallel leiten. "Hier ist unsere Entscheidung nun zugunsten unseres Heimatstandortes gefallen, wo wir aufbauend auf die lehrreichen Erfahrungen aus Oberbayern die Umsetzung eines vergleichbaren Konzeptes wie Consensus med anstreben."

Derzeit aber würden in Oberbayern noch Sprechstunden angeboten. An den Nachfolgegesprächen für die Arztsitze beteilige sich der frühere MVZ-Betreiber ebenfalls. "Die aktuell geführten Gespräche beziehen auch die aktuellen MVZ-Ärzte mit ein und bieten alle Möglichkeiten.", versichert Trißler. Das MVZ war anfangs von vielen als Lösung des Landarztmangels begrüßt worden. Consensus med hatte dafür zudem vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) über drei Jahre eine Modellprojekt-Förderung von 200.000 Euro erhalten.

Der Fall wirft die Frage auf, inwiefern fachliche Leiter eines MVZ selbst vor Ort tätig sein sollten. Grundsätzlich darf eine solche Einrichtung aus der Entfernung geleitet werden. Das war bei Consensus med der Fall. Mit dem wiederholten Wechsel unter den angestellten Ärzten taten sich einige Patienten jedoch schwer. Dem Vernehmen nach erwarten die Patienten einen dauerhaften Arztkontakt vor Ort. Ist der fachliche Leiter eines MVZ selbst am Ort tätig, könnte das die Situation vereinfachen.

Dabei war in diesem Fall die Zahl der betroffenen Arztsitze (3) für kleinere Kommunen sicher relevant, aber noch überschaubar. "Wir sind schon froh, wenn die Trägerschaft eines MVZ in der Hand eines niedergelassen Arztes liegt, nicht bei einem Klinikkonzern", teilte KVB-Pressesprecherin Birgit Grain mit. Das Aufkaufen vieler Arztsitze ist ein anderer Kritikpunkt an MVZ. Die Freie Allianz der Länder-KVen (FALK) forderte Ende Januar eine Obergrenze für die Anzahl der Arztsitze in einem MVZ. Dadurch sollen konzernähnliche Strukturen und eine Zentralisierung der Versorgung verhindert werden.

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