Geldanlage
Nachhaltigkeit liegt im Trend
Ethische Anlagen wie saubere Energie oder Filteranlagen für Trinkwasser, versprechen ein gutes Gewissen und gute Erträge. Aber: Anleger sollten bei der Auswahl der entsprechenden Papiere genau hinsehen. Nachhaltigkeit ist auch eine Frage der Interpretation.
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Nachhaltiges Investment? Manche Unternehmen verdienen nur zum Teil mit Solar- und Windparks.
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NEU-ISENBURG. Eine gute Rendite mit gutem Gewissen erzielen – das wollen immer mehr Anleger. Die Anzahl der sogenannten Nachhaltigkeitsfonds steigt daher von Jahr zu Jahr. Doch was tatsächlich ethisch und ökologisch sinnvolle Investments sind, darüber gehen die Ansichten auseinander. "Da es keine einheitliche Definition gibt, wird der Begriff Nachhaltigkeit recht inflationär verwendet", sagt Andreas Görler, Stratege bei der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest – Pruschke & Kalm.
Anleger müssen deshalb die Anlagekriterien der Fonds genau studieren – oder nach eigenen Vorstellungen Einzelaktien auswählen. Übereinstimmung herrscht unter den Fondsanbietern zwar darüber, dass Aktien von Casino-Betreibern nicht in die Portfolien gehören, weil diese Konzerne ihre Gewinne mit der Spielsucht von Menschen erzielen. Strittig ist hingegen bereits die Frage, ob Aktien traditioneller Stromkonzerne wie E.ON und RWE nachhaltige Investments sind.
Öko-Puristen winken häufig ab
Die jahrzehntealten Energieversorger betreiben einerseits noch Atom- und Kohlekraftwerke – weshalb Öko-Puristen solche Papiere generell ablehnen. Andererseits stellen die Konzerne eifrig ihre Stromproduktion auf Wind- und Solarkraftwerke um. Einige Profiinvestoren sehen Versorger deshalb als wesentlichen Bestandteil der Energiewende. "Mit der Förderung von Elektroautomobilen wird der gesamte Bereich der Mobilität auf Strom umgestellt", sagt Uwe Zimmer, Geschäftsführender Gesellschafter der Kölner Vermögensverwaltung Z-invest. "Angesichts des immensen Energiebedarfs dieser Technologie wird die Bedeutung der elektrischen Energie in den kommenden Jahren enorm wachsen." Das treibe den Gewinn und damit die Aktienkurse der Stromlieferanten. "Versorger sind auf lange Sicht ein attraktives Investment", so Zimmer.
Umstritten sind auch Wasseranbieter. "Sauberes Trinkwasser ist ein lebenswichtiges, aber auch immer knapperes Gut", sagt Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement. Denn die Weltbevölkerung wachse kontinuierlich, während das Grundwasser vielerorts zunehmend durch Überdüngung von Feldern und anderen Schadstoffeinträgen belastet werde.
Datenbank soll Anlegern helfen
Aktien von Wasserversorgern und Unternehmen, die Filter- und Förderungstechnologien anbieten, seien deshalb sowohl eine nachhaltige, als auch renditeträchtige Anlage. "Hingegen empfehlen wir aus moralischen Gründen keine Investments in Aktien reiner Abfüll-Konzerne, die lokale Trinkwasserreserven erwerben, das Wasser in Flaschen füllen und diese dann zu hohen Preisen weiter verkaufen", erklärt Walter.
Einen Überblick über die dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex entsprechenden Fonds liefert die Datenbank des auf grünes Wirtschaften spezialisierten Sustainable Business Instituts in Oestrich-Winkel. "Dort sind aktuell knapp 400 Fonds in Deutschland, Österreich und der Schweiz gelistet, die in besonderer Weise soziale, ökologische und ethische Kriterien berücksichtigen", weiss Görler.
Seit sich weltweit immer mehr Konzerne zur Nachhaltigkeit verpflichten, steigt auch die Rendite der Sektorfonds. Beispielhaft zeigt das ein Performancevergleich des wohl bekanntesten Branchenfonds, des 1996 aufgelegten Ökoworld Ökovision, mit dem Dax. Auf Sicht der vergangenen zehn Jahren, inklusive des Crashs durch die Finanzkrise, schlug der deutsche Leitindex mit einer Rendite von 66 Prozent den Ökofonds, der im selben Zeitraum auf nur 28 Prozent kam. In den vergangenen drei Jahren hingegen zog der Ökovision mit einer Rendite von 37,7 Prozent klar am Dax vorbei, der nur 28,8 Prozent schaffte.
Auch Anleger, die auf Nachhaltigkeitsfonds setzen, sollten Anteile direkt an der Börse erwerben, um sich die beim Kauf über Banken fälligen Ausgabeaufschläge von fünf Prozent zu sparen.