Würzburg
Neues Translationszentrum soll Krebsforschung forantreiben
Auf der regenerativen Medizin ruhen große Hoffnungen im Kampf gegen Volkskrankheiten. Um Innovationen aus der Forschung schneller in die Praxis zu bringen, ist in Würzburg nun ein neues Translationszentrum eröffnet worden.
Veröffentlicht:WÜRZBURG. Mit biologisierten Materialien und zellbasierten Wirkstoffen bietet die regenerative Medizin neue, vielversprechende Therapieformen und Anwendungsbereiche für die Medizintechnik. Damit diese neuen Therapien möglichst schnell aus dem Labor in die Klinik gelangen, ist in Würzburg vor Kurzem das Translationszentrum "Regenerative Therapien für Krebs- und Muskuloskelettale Erkrankungen" aus der Taufe gehoben worden.
Das Translationszentrum werde als Institutsteil des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB am Standort Würzburg eingerichtet, wie Institutsleiter Professor Thomas Hirth bekannt gab. Gefördert werde das Projekt über einen Zeitraum von fünf Jahren mit zehn Millionen Euro vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Technologie.
Innovationsführerschaft im Fokus
"Wir wollen die Innovationsführerschaft Bayerns sichern und weiter ausbauen. Mit der Entwicklung neuer Implantate, Verfahren, Applikatoren und Implantate bis zum Prototyp eröffnet das Translationszentrum der bayerischen und deutschen Medizintechnik-Industrie neue Marktchancen", erläuterte Bayerns Technologiestaatssekretär Franz Josef Pschierer die Förderungsintention.
Leiterin des Translationszentrums ist nach Fraunhofer-Angaben Professor Heike Walles, die 2009 die Würzburger Projektgruppe "Regenerative Technologien für die Onkologie" des IGB übernommen und den Lehrstuhl für Tissue Engineering und Regenerative Medizin (TERM) am Universitätsklinikum Würzburg innehabe.
"Zellbasierte, regenerative Therapien können zu einem wesentlichen Bestandteil der medizinischen Versorgung werden", prognostiziert Walles. Diese Therapien besäßen einen großen Vorteil: Sie basierten auf menschlichen Zellen, die im Idealfall von dem zu behandelnden Patienten stammten.
Sie könnten so, ohne dass es zu Abstoßungsreaktionen komme, beschädigte Zellen oder verletztes Gewebe ersetzen und damit direkt an der Ursache der Erkrankung ansetzen. "Viele Krankheiten können so effektiver geheilt werden als mit bisherigen Therapien", schätzt Walles.
Intensivere Kooperation notwendig
Um den Transfer in die klinische Entwicklung und die medizinische Versorgung zu beschleunigen, muss nach Walles Ansicht die Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlern, Biotechnologen, Materialforschern und Medizinern in Präklinik und Klinik gebündelt werden.
Diese Möglichkeit biete das neue Translationszentrum, das hierzu auf eine Reihe bereits etablierter Strukturen und Einrichtungen des Universitätsklinikums Würzburg sowie der Universität Würzburg und vor allem auf die fokussierte Zusammenarbeit zwischen Fraunhofer IGB und ISC am Standort Würzburg zurückgreife.
Weitere zentrale Kooperationspartner, die das Translationszentrum in Würzburg mit aufbauen werden, seien das Muskuloskelettale Centrum Würzburg (MCW), der Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde (fzm) sowie das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI).
Die Fraunhofer-Projektgruppe Onkologie, die im Februar dieses Jahres positiv evaluiert und anschließend auf Empfehlung des Vorstands durch den Ausschuss der Fraunhofer-Gesellschaft in die Bund-Länder-Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft übernommen worden sei, stelle die Basis des neuen Translationszentrums dar und werde nun darin aufgehen.
"Mit Modellen verschiedener Tumorgewebe, die über Blutgefäße versorgt werden, und den für deren Kultivierung erforderlichen Bioreaktoren liefert sie, ebenso wie die vaskularisierten Gewebeäquivalente meines Lehrstuhls, komplexe Modelle aus menschlichen Zellen", so Walles.
Diese könnten als Testsysteme für die präklinische Untersuchung der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit neuer Wirkstoffe und medizintechnischer Materialien eingesetzt werden.