Ärzte und Pharmaindustrie
Nichts geht ohne Kooperation
Ja zu mehr Transparenz, ja zu sinnvoller Kooperation: In Tutzing diskutierten Ärzte und Vertreter der pharmazeutischen Industrie über gemeinsame Herausforderungen.
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Ab Mitte 2016 veröffentlichen die FSA-Mitgliedsunternehmen Zuwendungen an Ärzte und Apotheker
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TUTZING. Für mehr Transparenz bei der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und pharmazeutischer Industrie haben sich die Teilnehmer einer Tagung der Akademie für politische Bildung in Tutzing ausgesprochen, die zusammen mit dem Verein "Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie" (FSA) ausgerichtet wurde.
In den vergangenen 15 Jahren seien bereits viele Standards gesetzt worden, die von den allermeisten Pharmafirmen auch gelebt werden, erklärte FSA-Geschäftsführer Dr. Holger Diener.
Das Problem, so Diener: "Manches wird uns einfach nicht geglaubt". In den Medien werde immer wieder das Bild von Ärzten gezeichnet, die von der Pharmaindustrie bestochen werden. "Wir wollen, dass die Öffentlichkeit versteht, dass wir vernünftige Regeln haben und dass diese Regeln auch eingehalten werden", betonte Diener.
Verzerrtes Bild von bestechlichen Ärzten
Die FSA werde deshalb den Prozess der Transparenz in diesem Bereich weiter vorantreiben, so dass bestehende Kooperationen für die Öffentlichkeit nachvollziehbar sind.
Daher werden die Mitgliedsunternehmen der FSA ab Mitte 2016 alle Zuwendungen an Ärzte, Apotheker und andere Gesundheitsberufe sowie an medizinische und wissenschaftliche Organisationen und Einrichtungen wie Kliniken oder Fachgesellschaften veröffentlichen.
Bei Spenden, Fortbildungsveranstaltungen sowie Dienstleistungs- und Beratungshonoraren sollen die Ärzte namentlich genannt werden, vorausgesetzt, sie stimmen zu, erläuterte Diener.
Sinnvolle Kooperationen
Transparenz dürfe sinnvolle Kooperationen nicht unterbinden, erklärte der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), Professor Wolf-Dieter Ludwig. Die Zusammenarbeit von Ärzten und Industrie liege grundsätzlich im Interesse einer guten Gesundheitsversorgung. Interaktionen, die nicht diesem Ziel dienen, sollten jedoch unterbleiben, forderte Ludwig.
Eine vollständige Transparenz werde es nie geben, meinte der Präsident der Landesärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst. Notwendig seien aber Spielregeln und Vertrauen auch im Verhältnis zwischen Ärzten und Industrie.
"Die Misstrauensgesellschaft darf nicht gewinnen", sagte Windhorst. Die Geldflüsse sollten auch für die Patienten transparent sein.
"Selbstregulierung muss wirksam sein"
Fehlentwicklungen im Gesundheitsmarkt führen immer wieder zu Empörung in der Öffentlichkeit und münden in dem Ruf nach dem Gesetzgeber, erinnerte der ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Dr. Thomas Zimmermann. Die Selbstregulierung, wie sie von der FSA auf den Weg gebracht wurde, sei eine durchaus sinnvolle Option, den Anschuldigungen zu begegnen.
Allerdings müsse die Selbstregulierung wirksam sein und den Zielen gerecht werden, betonte Zimmermann. Auch dürfe die Politik der Selbstregulierung das Feld niemals komplett überlassen.
Der FSA-Transparenzkodex ersetze den ordnungspolitischen Rahmen nicht.Und: "Wenn nicht alle mitmachen, werden auch künftig einige schwarze Schafe den Ruf einer ganzen Branche schädigen", erklärte der CSU-Politiker.