PKV
Notlagentarif wird seltener beansprucht
Bei einigen privaten Krankenversicherern scheint der Notlagentarif noch immer eine gewisse Brisanz zu besitzen.
Veröffentlicht:Köln. Die Ratingagentur Assekurata sieht Verbesserungsbedarf beim Notlagentarif in der privaten Krankenversicherung (PKV). Aus Kundensicht sei dessen Einführung ein hilfreicher Schritt gewesen, es seien aber nicht alle Probleme gelöst, kritisiert Analyst Gerhard Reichl. Auch im Notlagentarif seien Beitragsausfälle und Abschreibungen weiter an der Tagesordnung. Zudem verursachten Nichtzahler einen enormen Verwaltungsaufwand und damit zusätzliche Kosten.
Versicherer und Kunde müssten die schnellstmögliche Rückkehr in den Normaltarif als Ziel haben, fordert Reichl. Da dies nur nach einem Ausgleich der Rückstände möglich sei, könne der Versicherer nur durch Forderungsmanagement helfen. Seit 2013 werden säumige Privatversicherte nach zweimaliger erfolgloser Mahnung in den Notlagentarif überführt, der für rund 100 Euro im Monat ein reduziertes Leistungspaket bietet. 2013 gab es 149.000 Nichtzahler in der PKV, die mit drei oder mehr Monatsbeiträgen im Rückstand lagen. Die Außenstände in der Branche betrugen damals 745 Millionen Euro.
Der PKV-Verband hatte im August 2019 ein positives Fazit nach sechs Jahren Notlagentarif gezogen. Er habe sich bewährt, weil er vielen Versicherten helfe, vorübergehende finanzielle Engpässe zu überbrücken und dann wieder in einen regulären Tarif zurückzukehren.
Ende 2018 waren 102.200 Personen im Notlagentarif versichert. Die Beitragsrückstände beliefen sich auf 400 Millionen Euro, das entspricht einem Prozent der Bruttobeiträge beziehungsweise 3900 Euro pro Kopf. Die von Assekurata bewerteten privaten Krankenversicherer betrifft das Thema allerdings unterschiedlich stark, die Spannbreite liegt zwischen 1500 Euro und 5100 Euro.
Laut der Ratingagentur haben Anbieter mit einem großen Anteil beihilfeberechtigter Beamte tendenziell weniger Versicherte im Notlagentarif. Jedoch zeigen sich nicht alle Gesellschaften transparent. Das Thema scheine bei einigen Anbietern noch immer eine gewisse Brisanz zu besitzen, folgert Assekurata-Experte Reichl. (bel)