Arztfehler
Patientensicherheit gehört ins Studium!
Patientensicherheit muss künftig fester Bestandteil des Studiums werden, fordern die Bundesvertretung der Medizinstudierenden und das Aktionsbündnis Patientensicherheit.
Veröffentlicht:BERLIN. Eine flächendeckende, gelebte Fehlerkultur in der medizinischen Versorgung? Fehlanzeige, lautet die Bilanz des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS). „Die Evidenz und Erfahrung der letzten 20 Jahre haben gezeigt, dass trotz intensiver Bemühungen auf dem Feld der Patientensicherheit noch keine angemessene Sicherheitskultur etabliert werden konnte“, sagt Dr. Ruth Hecker, zweite Vorsitzende des APS.
Zwar gibt es schon länger Fehlermelde- und Lernsysteme wie CIRS (Critical Incident Reporting System), in dem anonym kritische Ereignisse gemeldet und ausgewertet werden können, doch nach Einschätzung des APS reichen solche „Einzelmaßnahmen“ nicht aus.
Das Bündnis fordert daher, das Thema Patientensicherheit fest ins Medizinstudium zu integrieren und hat sich hier mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) einen starken Partner mit ins Boot geholt.
Aufnahme in NKLM?
Gelingen könne dies, indem die Patientensicherheit in den Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) aufgenommen werde. Denn im Rahmen des Masterplans Medizinstudium 2020 diene der NKLM als Orientierungshilfe, heißt es in einer Mitteilung des APS.
Drei Punkte müssen dabei aus Sicht der Bundesvertretung der Medizinstudierenden und der APS erfüllt sein:
- Patientensicherheit müsse zur Erlangung der Kompetenz während des gesamten Studiums gelehrt und geprüft werden – auf der Wissens- und Handlungsebene.
- Patientensicherheit müsse von Experten vermittelt werden. Die Fakultäten sollen zudem die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema fördern.
- Ärzte sollen nur noch approbiert werden, wenn sie sich „intensiv und fundiert – das heißt: prüfungsrelevant! – mit Patientensicherheit auseinandergesetzt“ und diese als Routine verinnerlicht haben.
Auch Ärzte können Opfer werden
„Patientensicherheit ist keine Fußnote“, mahnen das Bündnis und die Medizinstudierenden. Ärzte seien hier auch als angehende Führungskräfte in der Verantwortung. „Idealerweise werden die Studierenden bereits in der Ausbildung dazu befähigt, durch verschiedene Strategien eigene Unsicherheiten zu erkennen und resiliente Handlungsweisen zu entwickeln“, so Hecker.
Das soll nicht nur die Patienten schützen. Das Aktionsbündnis und die bvmd stellen in ihrer Mitteilung klar, dass die angehenden Ärzte dadurch auch ihr persönliches Risiko vermindern, ein sogenanntes „second victim“ zu werden – also durch Fehler Versagensängste sowie psychische Störungen zu entwickeln oder sich gar gänzlich aus dem Arztberuf zurückzuziehen. (reh)