VLK-Umfrage
Personaluntergrenzen und Corona machen Kliniken zu schaffen
Wegen einer hohen Zahl von Personalausfällen werden in vielen Kliniken planbare Operationen verschoben und Patienten in andere Häuser verlegt.
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Allein auf weiter Flur. In Krankenhäusern fällt derzeit überdurchschnittlich viel Personal aus.
© Friso Gentsch / dpa
Düsseldorf. In einem Großteil der Krankenhäuser werden zurzeit die Pflegepersonaluntergrenzen unterschritten. Hoch ist auch der Anteil der Kliniken, in denen wegen der Corona-Pandemie planbare Eingriffe verschoben werden. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Verbands leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte (VLK).
Der in Düsseldorf ansässige Verband hatte seine knapp 3000 Mitglieder befragt, 16,5 Prozent oder 487 nahmen an der Umfrage teil. 18,8 Prozent arbeiten in Häusern mit bis zu 200 Betten, 36,7 Prozent in Kliniken mit 200 bis 500 Betten und 44,5 Prozent in solchen mit mehr als 500.
Pflegepersonalluntergrenzen werden oft unterschritten
61,9 Prozent der Ärztinnen und Ärzte gaben an, dass in ihren Krankenhäusern aktuell wegen Corona nicht alle planbaren Eingriffe gemacht werden können. Die Notfallversorgung sahen 21,2 Prozent als gefährdet an. In den Kliniken von 61,5 Prozent der Umfrage-Teilnehmer werden die Pflegepersonal-Untergrenzen unterschritten. Mit 32 Prozent werden bei knapp einem Drittel aktuell Patienten in andere Krankenhäuser verlegt.
Nach der Umfrage kommt es vor allem in den größeren Kliniken zur Verschiebung von planbaren Eingriffen. Das gilt auch für die Unterschreitung der Untergrenzen. Die Verlegung von Patienten ist dagegen in mittelgroßen Kliniken am häufigsten.
Im Durchschnitt sind nach der Auswertung zwölf Prozent der Betten auf den Allgemeinstationen mit Corona-Patienten belegt, auf den Intensivstationen sind es elf Prozent. In immerhin 42,0 Prozent der Häuser werden zurzeit Patientinnen und Patienten aus der Ukraine behandelt, vor allem in größeren Kliniken. Der Regelbetrieb wird dadurch in 4,6 Prozent beeinträchtigt.
Rettungsschirm sollte verlängert werden
„Die Zahlen decken sich mit den Zahlen großer Klinikbetreiber und zeigen, dass die Aufwendungen für Hygienemaßnahmen und Isolierungen sowie durch Personalausfall durch Erkrankung oder Quarantäne die Kliniken im Moment noch stark belasten“, sagt VLK-Präsident Dr. Michael A. Weber. Damit seien die Hotspot-Kriterien an vielen Stellen erfüllt – ganz im Gegensatz zur gefühlten oder verordneten allgemeinen Entspannung.
Die Kliniken könnten weiter nur deutlich weniger Patienten behandeln, betont Weber. „Die dadurch entstehenden Einnahmeverluste müssen durch eine Verlängerung des Rettungsschirms ausgeglichen werden.“
Der VLK hat die Umfrageergebnisse bereits Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) vorgestellt.
Der Verband hat sich mit einem einstimmigen Beschluss der Delegiertenversammlung gerade von Verband leitender Krankenhausärzte in Verband leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte umbenannt. Damit will er laut einer Mitteilung ein „deutliches und überfälliges Zeichen für Gleichberechtigung setzen“. (iss)