„Kritische Entwicklung nicht ausreichend erkannt“

Potsdamer Klinik räumt Versäumnisse beim Umgang mit Corona-Ausbruch ein

Für den Umgang mit einem Corona-Ausbruch war das Potsdamer Ernst-von-Bermann-Klinikum arg in die Kritik geraten. Jetzt räumt die Klinikleitung Fehler ein.

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Potsdamer Corona-Hotspot: Ernst von Bergmann Klinikum.

Potsdamer Corona-Hotspot: Ernst von Bergmann Klinikum.

© Fabian Sommer/dpa

Potsdam. Die Geschäftsführung des städtischen Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikums hat Versäumnisse bei der Bekämpfung eines Nosokomialausbruchs des Coronavirus SARS-CoV-2 eingeräumt. „Im Zeitraum vom 13. bis 26. März ist im Klinikum Ernst von Bergmann eine kritische Entwicklung im Rahmen der Corona-Pandemie nicht ausreichend erkannt worden“, teilte das Krankenhaus am Samstag mit.

„Dabei sind tatsächlich nachgewiesene und registrierte Infektionen bei einzelnen Mitarbeitern nicht in einen inhaltlichen Zusammenhang gebracht und tiefgreifend analysiert worden.“ Dies habe insbesondere die Bereiche Nephrologie, Urologie, Geriatrie und Allgemeinchirurgie betroffen. „Die Geschäftsführung bedauert dies sehr.“

In dem Klinikum war es in den vergangenen Wochen zu einem SARS-CoV-2-Ausbruch gekommen. Mindestens 174 Mitarbeiter und 80 Patienten infizierten sich; seit 26. März starben 34 Patienten mit COVID-19. Das Bergmann-Klinikum ist seither für Neuaufnahmen mit Ausnahme lebensbedrohlicher Notfälle gesperrt.

Ein Team des Robert Koch-Instituts, das die Klinik auf Anforderung von Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) besuchte, stellte erhebliche Mängel fest. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) eröffnete bereits vor zwölf Tagen Ordnungswidrigkeitsverfahren nach dem Infektionsschutzgesetz gegen Klinikleitung und leitende Ärzte, auch die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Stadt musste eigener Klinik Zwangsgeld androhen

„Wir stellen uns als Geschäftsführung unserer Verantwortung“, sagte Geschäftsführer Steffen Grebner am Samstag. „Wir haben für das Misstrauen des Gesundheitsamtes und des Oberbürgermeisters absolut Verständnis – auch für Verfügungen und Anordnungen.“ Etwaige Versäumnisse werde das Krankenhaus transparent aufarbeiten und über die Ergebnisse informieren.

Die Stadt Potsdam hatte zuvor ihrem eigenen Klinikum ein Zwangsgeld androhen müssen, um Daten über das Infektionsgeschehen aus der Klinik zu erhalten, etwa eine sogenannte „Linelist“. Am Donnerstagabend hatte es zudem ein Krisengespräch zwischen Vertretern der Klinik, der Stadt und des Gesundheitsministeriums gegeben. Nach Angaben von Ministerin Nonnemacher habe dieses Gespräch die Herausgabe der Daten beschleunigt.

„Soweit in Teilen der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden ist, das Klinikum habe bewusst entscheidende Informationen zurückgehalten, so ist dies falsch“, so Grebner. „Dennoch werden wir in diesem Zusammenhang unsere Kommunikationsstrategie kritisch hinterfragen.“

Hinter deren Engagement stehe man mit voller Überzeugung. „Unsere Mitarbeiter machen einen hervorragenden Job für die Patienten!“ Zu den Todesfällen in der Klinik äußerte sich Grebner nicht. (lass)

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