Investitionsbarometer

Praxen modernisieren wieder mehr

Das Investitionsklima in Praxen hat sich im Vergleich zum Herbst deutlich aufgehellt. Nach der gemeinsamen Umfrage von Springer Medizin und Deutsche Bank zum E-Health-Gesetz und zum Investitionsverhalten von niedergelassenen Ärzten stehen bei Investitionen vor allem medizinischer Nutzen und Patientenzufriedenheit im Fokus.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Die Bereitschaft der niedergelassenen Haus- und Fachärzte, in ihre Praxis zu investieren, ist in diesem Frühjahr stark gestiegen.

Darauf deuten die Zahlen des Investitionsbarometers hin, das zweimal jährlich von der Fachverlagsgruppe Springer Medizin, zu der auch die "Ärzte Zeitung" gehört, gemeinsam mit der Deutschen Bank durchgeführt wird.

Demnach planen 57 Prozent der Umfrageteilnehmer, innerhalb der nächsten 36 Monate in ihre Praxis zu investieren. Mehr als jeder Dritte von ihnen bescheinigt sogar, ein aktuelles Investitionsvorhaben zu haben.

Demnach hat der Anteil der Ärzte, die konkrete Investitionen planen, im Vergleich zu den vorherigen Umfragen deutlich zugenommen: Im vergangenen Herbst lag dieser Wert noch um fast 17 Prozentpunkte niedriger.

Unsicherheit geht zurück

Das Investitionsbarometer wird als Leserumfrage der "Ärzte Zeitung" erhoben. In den ersten beiden Mai-Wochen beteiligten sich genau 400 Haus- und Fachärzte online oder per Fax an der Umfrage.

An den weiteren Umfrage-Ergebnissen fällt auf, dass die Gründe, die nach dem Gefühl der Ärzte gegen eine Investition sprechen, im Vergleich zu der Herbstumfrage, drastisch zurückgegangen sind. So nennen nur noch 30 Prozent der Umfrageteilnehmer Unsicherheit beim Honorar als ein Hemmnis für Investitionen, im Herbst waren es noch 55 Prozent.

Die ausbleibende Amortisierung der Investition sehen aktuell 34 Prozent der teilnehmenden Ärzte als Hemmnis, vor sechs Monaten waren es noch 65 Prozent. Deutlich zurückgegangen als Grund, der gegen Investitionen spricht, ist auch die bevorstehende altersbedingte Praxisabgabe mit neun Prozent (Herbst: 26 Prozent).

Chance für zusätzliche Honorare

Der Anteil der Umfrageteilnehmer, die sich betriebswirtschaftliche Entscheidungshilfen wünschen, ist dagegen um fünf Prozentpunkte auf knapp 20 Prozent gestiegen.

"Hier empfiehlt sich die Konsultation von Experten, die die Situation betriebswirtschaftlich einschätzen können", kommentiert Nina Dabringhausen, Expertin im Zielgruppenmanagement Heilberufe der Deutschen Bank. So könne ein Strategiegespräch mit einem auf Heilberufe spezialisierten Bankberater helfen, Spielräume für Investitionen auszuloten und die Praxis betriebswirtschaftlich zu bewerten.

Bei Ärzten, die Investitionen angehen wollen, plant fast jeder zweite (45 Prozent), neue Geräte anzuschaffen - 16 Prozentpunkte mehr als noch im Herbst.

Knapp 20 Prozent wollen zudem Ersatzinvestitionen wahrnehmen. Mehr als jeder Dritte hat die Modernisierung der Praxis-EDV und der IT-Vernetzung auf der Agenda, im Herbst waren es noch zehn Prozentpunkte weniger.

Dieser Befund deckt sich auch mit den Ergebnissen des zweiten Schwerpunkts der Umfrage zum E-Health-Gesetz. Demnach wird die Umsetzung der Digitalisierung mehrheitlich als Chance für zum Beispiel zusätzliche Honorare gesehen - und auch für eine stärkere Vernetzung durch Kooperation.

"Versierte Heilberufe Berater können hier mit Beratungstools unterstützen, die die Auswirkungen von Investitionen auf die Praxis simulieren und so Investitionsmöglichkeiten in unterschiedliche Medizingeräte miteinander vergleichen", empfiehlt Dabringhausen.

Auch die Folgen von Gesetzesänderungen für die Praxis, wie aktuell beim E-Health-Gesetz, könnten in die Simulationen mit aufgenommen werden. Wer aktiv handele und sinnvoll investiere, setze nicht nur gesetzliche Vorgaben um, sondern könne die Praxis zugleich im Wettbewerb positionieren und so ihren langfristigen Erfolg sichern.

Dass nicht nur "harte" betriebswirtschaftliche Rechnungen darüber entscheiden, ob eine Investitionsentscheidung für eine Praxis sinnvoll ist, zeigen auch die in der Umfrage erhobenen Ziele, die Ärzte mit Investitionen verfolgen.

Demnach motiviert die Steigerung des medizinischen Nutzens mit rund 50 Prozent Ärzte am meisten, in die Praxis zu investieren, gefolgt (46 Prozent) von der höheren Patientenzufriedenheit und Patientenbindung.

Wichtig ist Ärzten aber auch die Steigerung der Arbeitszufriedenheit Praxisinhaber und Mitarbeitern (41 Prozent). Erst dann wird die Steigerung des Praxisumsatzes und der Praxisrentabilität (35 Prozent) sowie die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit (33 Prozent) benannt.

Fördermöglichkeiten nicht im Blick

Die Umfrage hat auch gezeigt, dass Ärzte bei der Finanzierung der Investitionen weiterhin hauptsächlich auf Eigenkapital setzen. 60 Prozent der Teilnehmer wollen Eigenmittel einsetzen, 22 Prozent planen, Fremdmittel aufzunehmen, und etwa jeder Zehnte will Investitionen über Leasing finanzieren.

Nur rund zwölf Prozent der Ärzte wollen auf staatliche Fördermöglichkeiten zurückgreifen, wobei nur jeder Dritte sagt, er fühle sich gut darüber informiert, welche Förderung er in Anspruch nehmen kann.

Nina Dabringhausen sieht auch in dieser Frage großes Beratungspotenzial bei Ärzten, gerade dann, wenn sie Investitionen planen. Ihr Tipp: Über ihre Hausbank können Ärzte sich zum Beispiel über Fördermöglichkeiten beraten lassen.

Zu beachten sei, dass betriebswirtschaftlich sinnvolle Investitionen in die Praxis bei Fremdfinanzierung durchaus steuerliche Vorteile bringen könnten.

Aufgrund der großen Angebotsvielfalt der KfW-Bankengruppe und der Landesförderinstitute sowie mit Blick auf die diversen Förderrichtlinien und Bedingungen ist eine persönliche Beratung der erste Schritt für ein passgenaues Finanzierungskonzept.

So sei es zum Beispiel steuerlich günstig, sich privat zu entschulden, aber für die Finanzierung einer Investition Fremdmittel aufzunehmen, weil die Zinsen steuerlich absetzbar sind.

Die Umfrage

Titel der Umfrage: „E-HealthGesetz: Steigen Sie jetzt in die digitale Medizin ein?“

Initiatoren: Springer Medizin und Deutsche Bank (www.deutsche-bank.de/heilberufe)

Befragungszeitraum: Ende April bis Mitte Mai 2016

Medien:

– Fragebogen in der „Ärzte Zeitung“,

– E-Mail-Newsletter an verschiedene Facharztgruppen,

– auf www.aerztezeitung.de

Teilnehmer: 400 Haus- und Fachärzte

Zur kompletten Auswertung der Umfrage im Netz

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