GKV versus PKV
Private haben teilweise Lücken in Basisversorgung
Wer sich privat krankenversichert, sollte genau aufpassen, welche Leistungen eingeschlossen sind und welche nicht. Teilweise weisen selbst Top-Tarife Lücken auf, wenn es um die Grundversorgung geht, etwa bei Reha oder bei Kuren. Das deutet eine aktuelle Studie im Auftrag der Grünen an.
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Selbst die hochpreisigen Premium-Tarife der privaten Anbieter haben einer Studie zufolge große Lücken in der Mindestversorgung der Versicherten.
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KÖLN. Private Krankenversicherer (PKV) bieten nicht immer bessere Leistungen als die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Vielmehr offenbaren selbst die hochpreisigen Premium-Tarife der privaten Anbieter große Lücken in der Mindestversorgung der Versicherten.
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Premium Circle im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Das Unternehmen hat Vollkosten-Tarife im Premium-Segment von 31 privaten Krankenversicherern unter die Lupe genommen und mit den Leistungen der GKV-Unternehmen verglichen. Hinter Premium Circle steht Claus-Dieter Gorr, der auch als Versicherungsmakler aktiv ist.
Mindestkriterien häufig nicht erfüllt
Für die Studie hat das Beratungsunternehmen 103 Mindestleistungskriterien festgelegt, 100 davon sind Bestandteil des Leistungskatalogs der GKV. Sie teilen sich in 13 Bereiche, darunter ärztliche Leistungen, Arzneimittel, Heil- und Hilfsmittel, Psychotherapie, stationäre Behandlung, Anschlussheilbehandlungen, häusliche Krankenpflege und Palliativversorgung.
Demnach sind durchschnittlich bei mehr als einem Viertel der bewerteten Top-Tarife (27 Prozent) nicht alle Mindestkriterien erfüllt. Große Lücken im Vergleich zur GKV bestehen bei den Privattarifen bei Kuren und Rehabilitation, hier haben nahezu die Hälfte der Tarife Lücken. Schlechtere Bedingungen bestünden häufig auch bei der Palliativversorgung, der häuslichen Krankenpflege, der Psychotherapie sowie bei Impfungen.
Besonders gut schneiden die PKV-Unternehmen hingegen bei den ärztlichen Leistungen ab, hier erfüllen alle Tarife die Mindestanforderungen. Das liege daran, dass die Anbieter ärztliche Honorare über den Regelsatz hinaus erstatten, heißt es.
Die Studienautoren machen zur Aussagekraft ihrer Untersuchung auch Einschränkungen: Zum einen müsste berücksichtigt werden, dass die überwiegende Mehrheit der Privatversicherten nicht in den untersuchten leistungsstarken Tarifen versichert sind, sondern in Tarifen mit einem geringeren Leistungsumfang.
Gleichzeitig erinnern sie daran, dass auch in der GKV nicht alles zum Besten stehe. Gesetzlich Versicherte müssten vor allem bei Fachärzten lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Außerdem sei in der GKV der Leistungsumfang nicht lebenslang garantiert, sondern von politischen Entscheidungen abhängig.
Die Grünen fordern angesichts der Ergebnisse mehr Transparenz und leichtere Wechselmöglichkeiten in der PKV. Gleichzeitig bekräftigt die Partei ihre Forderung nach einer Bürgerversicherung.
PKV-Verband: „Realitätsfremde Studie“
Der Verband der Privaten Krankenversicherung kritisiert die Untersuchung als realitätsfremd. „Deren Ergebnis hat mit dem realen Versorgungsgeschehen und den Erfahrungen der Versicherten beim Arzt oder im Krankenhaus nur wenig zu tun“, heißt es in einer Stellungnahme.
Fakt sei, dass 92 Prozent der PKV-Versicherten mit ihrer medizinischen Versorgung so zufrieden wie nie zuvor seien. Zudem hätten die Studienautoren wichtige Pro-PKV-Kriterien nicht berücksichtigt, wie beispielsweise die volle ärztliche Therapiefreiheit ohne Budgets. (acg)