Leitartikel
Rechnen sich die Ärzte wirklich arm?
Wie sollen die Praxiskosten in die Honorare eingehen? Obwohl die Honorarrunde für 2013 längst entschieden ist, sind sich Kassen und KBV da immer noch nicht einig. Sicher ist nur: Die Statistiken beider Seiten sind noch nicht wasserdicht.
Veröffentlicht:So müssen Verhandlungen im Bewertungsausschuss laufen: Die Kassenseite stellt sich auf den Standpunkt, die Ärzte rechnen sich arm. Und die KBV lässt die Stückkostenrechnung der Kassen, die zeigt, dass die Kosten in den Praxen in den vergangenen Jahren nicht etwa gestiegen, sondern gesunken sein sollen, nicht gelten - weil sie sie schlichtweg nicht versteht.
Ausgerechnet auf einer Fachtagung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) in Berlin durfte man einmal Verhandlungsluft schnuppern. Dabei ließen sich beide Seiten in Sachen Statistik genauer in die Karten schauen.
Das Zi legte offen, wie es die Daten in seinem Praxispanel, dem ZiPP, schichtet, gewichtet und standardisiert. Und auch das vom GKV-Spitzenverband beauftragte Prognos-Institut zeigte, mit welchen Praxiskosten es rechnet. Doch wer rechnet denn nun richtig?
Ärztliche Arbeitszeit unter den Tisch gekehrt
Ein großer Nachteil der Prognos-Berechnung ist, dass sie die Arbeitszeit des Arztes in keiner Weise berücksichtigt. Das Verfahren basiert auf der Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2007.
Demnach werden als Aufwendungen nur die harten Kostenpositionen aus der Buchführung der Praxen anerkannt - nicht aber ein kalkulatorischer Arztlohn. Mehr noch: Man gehe davon aus, sagte Dr. Ronny Wölbing von der Prognos AG, dass außer den Materialkosten alle anderen Aufwendungen fixe Kosten seien.
Denn: "Wir erkennen nicht, dass ein Arzt, weil er mehr Leistungen erbringt, mehr Räume anmietet oder mehr Personal einstellt." Das mag in gewisser Weise stimmen.
Doch wer mehr Hausbesuche fährt, wird öfter den Praxis-Pkw bedienen, und erweitern sich die Sprechzeiten, steigen zumindest einmal Energie- und Personalkosten. Auch in den fixen Kosten steckt also Bewegung ...