Ärztenetz macht es möglich

Spezialärzte auf dem Land

Ein Praxisnetz der besonderen Art soll in Mecklenburg-Vorpommern die Versorgung sichern. Mit im Boot sitzen die Techniker Krankenkasse und die Kassenärztliche Vereinigung.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Die TK tritt in Mecklenburg-Vorpommern auch als Netzentwickler auf.

Die TK tritt in Mecklenburg-Vorpommern auch als Netzentwickler auf.

© Techniker Krankenkasse

MIROW. In kaum einer anderen deutschen Region werden Versorgungsengpässe so sichtbar wie in Mecklenburg-Vorpommern. In der sehr dünn besiedelten Region im Nordosten behandeln die Ärzte Patienten mit hoher Morbidität, und der Andrang in den Praxen ist meist noch höher als im bundesweiten Durchschnitt.

Zugleich besteht eine hohe Bereitschaft, Lösungsansätze zu testen. Ein solcher Ansatz ist das Praxisnetz "Der zufriedene Patient" - ein Zusammenschluss, an dem die KV gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse (TK) beteiligt ist.

Im Praxisnetz arbeiten derzeit rund 70 Ärzte aus 50 Praxen, die fachübergreifend in der Patientenbehandlung zusammenarbeiten.

Durch eine abgestimmte Versorgungssteuerung sollen der Patientenservice verbessert und eine konzentriertere Betreuung erreicht werden.

Netz mit fünf Standorten

An den fünf Standorten Schwerin, Wismar, Rostock, Stralsund und im südlichen Teil der Müritz-Region werden mittlerweile rund 5500 Versicherte von Ärzten aus 14 verschiedenen Fachgebieten versorgt.

Ein wichtiger Bestandteil dieser Kooperation ist wie berichtet, das Überweisungsmodell, mit dem Patienten in hochakuten Fällen ein Facharzttermin innerhalb von 24 Stunden und bei sonstigen dringen Versorgungsanlässen innerhalb von sieben Tagen ermöglicht wird.

Alle anderen Patienten bekommen den Termin bei medizinischer Notwendigkeit innerhalb von 14 Tagen. Bei Terminen beträgt die Wartezeit nicht mehr als 30 Minuten, außerdem gibt es noch besondere Sprechzeiten nur für Berufstätige.

Ein besonderer Standort im Netz ist das Gesundheitshaus Mirow an der Müritz. Diese von der Hausärztin Dr. Uta Arndt initiierte Einrichtung arbeitet so, wie es der Sachverständigenrat zur Begutachtung für die Entwicklung im Gesundheitswesen in seinem jüngsten Gutachten als Lösung für regionale Versorgungsprobleme vorschlägt - nämlich als "lokales Gesundheitszentrum".

Dabei wird nach verschiedenen Versorgungsstufen unterschieden. Die erste, hausärztliche Versorgungsstufe wird im Gesundheitshaus durch zwei hausärztliche Praxen ausgefüllt.

In der zweiten Ausbaustufe werden fachärztliche Zweigpraxen im Mirower Ärztehaus eingerichtet. Bereits vorhanden sind Sprechstunden für Gynäkologie, Orthopädie, Pulmologie und Schmerztherapie. Auch für HNO und Dermatologie werden noch Sprechstunden hinzukommen.

Die beteiligten Fachärzte können vor Ort auf Behandlungsräume und Equipment zurückgreifen, so dass eine Erstinvestition entfällt. Zugleich profitieren sie von Netzvorteilen wie IV-Verträge.

In einer dritten, noch für diesen Sommer geplanten Ausbaustufe kommen telemedizinische Anwendungen, die Anbindung regionaler Kliniken und Telekonsile mit den Schwerpunkten Pädiatrie und Dermatologie hinzu.

In einer weiteren Ausbaustufe sind Angebote zur Versorgung chronisch Kranker, etwa durch Förderung arztentlastender Versorgungsformen und durch die Qualifizierung von Pflegepersonal für die Schmerztherapie hinzu.

TK als Konzept-Entwickler

Die Rolle der TK ist dabei nicht nur die eines Vertragspartners, wie Mecklenburg-Vorpommerns TK-Landeschefin Manon Austenat-Wied im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" betont: "Wir haben das Konzept mit entwickelt und es auf den Weg gebracht."

Damit ist die Krankenkasse von vornherein daran beteiligt, welche Module im Praxisnetz für ihre Versicherten angeboten werden.

"Grundsatz ist für uns, dass auch spezialärztliche Angebote in erreichbarer Nähe vorgehalten werden", verdeutlicht Austenat-Wied. Ein in vielen Bereichen ähnliches Konzept wie das Ärztehaus in Mirow hat wie berichtet die Gemeinde Woldegk, nur wenige Kilometer weiter an der Mecklenburgischen Seenplatte, umgesetzt - allerdings ohne die Anbindung an das Praxisnetz und von der Kommune initiiert.

Die TK schließt nicht aus, dass das Konzept aus Mirow Vorbild für andere Standorte sein könnte - angepasst an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten.

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