E-Health
Sprachtherapie-App gewinnt Digitalen Gesundheitspreis
Der Digitale Gesundheitspreis 2020 ist verliehen. Die Gewinner wollen mit ihren Projekten die Sprachtherapie nach Schlaganfall verbessern, Computerspielsucht angehen und intensive Diabetes-Forschungsarbeit leisten.
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Die Siegerinnen von Neolexon: (v.l.) Mona Späth und Hanna Jakob.
© Neolexon
Berlin. Wie unterstützen digitale Helfer Patienten während einer Therapie? Wie können spielerisch Behandlungserfolge erzielt oder die Therapie verbessert werden? Diesen und weiteren Fragen sind die Kandidaten für den diesjährigen „Digitalen Gesundheitspreis“ nachgegangen, der am Donnerstagabend im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung verliehen wurde. Mit dem Preis zeichnen Novartis Pharma und Sandoz Deutschland Initiativen aus, die digitale Lösungen für die medizinische Versorgung in Deutschland entwickeln.
Im finalen Rennen haben nach anfänglich sieben Kandidaten, schließlich noch fünf Kandidaten teilgenommen; zwei Projekte mussten ihre Bewerbung auf der Zielgeraden fallen lassen. Die Corona-Pandemie habe „ihre Spuren bei den kleinen Start-ups hinterlassen“, erklärte Thomas Lang, Geschäftsführer Novartis Pharma, im Vorfeld der Preisverleihung. Das zeige deutlich, wie wichtig die frühe Unterstützung von Start-ups sei – nicht nur, aber insbesondere in der gegenwärtigen Zeit.
Gewinner: App zur Sprachtherapie
Sieger des diesjährigen Digitalen Gesundheitspreises ist „Neolexon“. Die App ist seit 2017 auf dem Markt und hilft Menschen nach einer Hirnschädigung, wie beispielsweise einem Schlaganfall, ihre Sprache wieder zu erlernen. Ziel ist es, Betroffene möglichst früh zu erreichen und ihnen die Möglichkeit zu geben, auch zwischen Therapiestunden ausreichend Zeit zu haben, zu üben.
„Die App ist nur eine Ergänzung zur logopädischen Therapie“, betonen die Gründerinnen Mona Späth und Hanna Jakob, die ihre App perspektivisch auch als Digitale Gesundheitsanwendung anerkennen lassen wollen. Insbesondere in der gegenwärtigen Situation zeige sich, wie wichtig (digitale) Kommunikation sei, nannte Jury-Mitglied Anne Seubert, Gründerin der Strategie- & Change-Beratung Brands & Places, einen Beweggrund der Jury für die Entscheidung.
Die Gründerinnen sind selbst Sprachtherapeuten. Aus ihrem Praxisalltag heraus haben sie digitale Möglichkeit entwickelt, Patienten nach Schlaganfall digital zu fördern.
Zweiter Platz geht an Projekt gegen Internetabhängigkeit
Der zweite Platz geht – nach einer kontroversen Diskussion der Expertenjury, wie es hieß – an das Projekt Open.IU der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Charité Universitätsmedizin Berlin. Das Projekt beschäftigt sich mit der Früherkennung und Bekämpfung von Internet- und Computerspielabhängigkeit.
Olga Geisel, die das Projekt beim Digitalen Gesundheitspreis vertrat, freute sich, durch den Preis Aufmerksamkeit für ein Thema zu generieren, das sich bisweilen sehr im Schatten bewegt, auch weil die Sucht noch nicht als offizielle Störung kodierbar ist. Die digitale Anwendung spreche die Jugendlichen genau in dem Medium an, in dem sie sich bewegen und helfe, wissenschaftlich fundiert auf problematisches Verhalten zu screenen, so Geisel.
Erstmals auch ein Publikumspreis
Über den dritten Platz des Digitalen Gesundheitspreises entschied in diesem Jahr zum ersten Mal das Publikum via Live-Online-Voting. Gewinner ist „Open Project“. Das EU-geförderte Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem Einsatz einer künstlichen Bauchspeicheldrüse, die bei Patienten mit Typ-1-Diabetes die Insulinzufuhr fast autonom steuert. Das Team bestehe mehrheitlich aus Teammitgliedern, die selbst Diabetes haben. Die rund 20 Ärzte, Forscher, Entwickler und (wissenschaftlichen) Mitarbeiter im Projekt kommen wieder aus unterschiedlichsten Disziplinen und Ländern, wurde das Projekt vorgestellt.
50.000 Euro Preisgeld
Der Digitale Gesundheitspreis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert; der Erstplatzierte erhält 25.000 Euro. 15.000 Euro gehen an den Zweit-; und 10.000 Euro an den Drittplatzierten.
Neben dem monetären Gewinn „soll der Digitale Gesundheitspreis Sichtbarkeit fördern und zur Vernetzung beitragen“. Insbesondere für junge Start-ups sei das wichtig, hieß es bei der Veranstaltung.
Was die Ausrichter des Preises in diesem Jahr besonders freuen dürfte: Die starke Präsenz von Frauen in den verschiedenen Projekten. Das Thema „Female Founders“ statt mit im Zentrum der diesjährigen Ausschreibung. Auch Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, sprach im Rahmen der Preisverleihung Frauen mehr Mut beim Gründen zu: Es helfe, öfter die Perfektion rauszunehmen und die Angst vorm Scheitern abzulegen.